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Israels Regierung ist auf dem Weg, den Juden in der Welt zu schaden

Aktuell musste man zwangsläufig über zwei Ereignisse heute mehr als nachdenklich werden. Beide Vorgänge haben direkt nichts miteinander zu tun, sie stehen aber doch inhaltlich in einer Linie.

Da ist die Meldung von einem sogenannten Eklat in Jerusalem. Dort soll, so die Meldung in den Nachrichten des Deutschlandfunks, der sich auf die epd beruft, der palästinensische Bischof der Evangelischen-Lutherischen Kirche in Jordanien und im Heiligen Land, Azar, in einer Predigt von einem seit zwei Jahren andauernden „Völkermord“ an den Palästinensern gesprochen haben. Dies wiederum führte zu einem Protest des Vizepräsidenten des Zentralrates der Juden, Abraham Lehrer, der seinerseits gegen die Genozid-Aussage des palästinensischen Bischofs protestierte und – so die Nachricht im Deutschlandfunk – den Gottesdienst in Jerusalem aufgrund dieser Äußerungen verlassen hatte.

Und da ist das am gleichen Tage ausgestrahlte Interview des Deutschladfunks mit dem Vorsitzenden der Partei Die Linke, Jan von Aken, der sich ebenfalls direkt vor Ort in Israel aufhielt und seine Einschätzung zu der gegenwärtigen Stimmungslage innerhalb der israelischen Bevölkerung abgab.

Wenn man als kritischer Mensch, der sich ausschließlich von den Informationen, die ihm über die öffentlichen Medien dargeboten werden, ein eigenes Bild machen soll, dann konnte man zwischen den beiden Berichten – also dem Ereignis im Gottesdienst in Jerusalem und den Einschätzungen des Politikers von Aken – einen direkten Zusammenhang erkennen. Der Bischof brachte in seiner Predigt die tiefe Betroffenheit zum Ausdruck, dass im Rahmen einer Auseinandersetzung zwischen zwei Völkern das Morden in einem Umfang und mit einer Brutalität erfolgt, die bisher ihresgleichen sucht. Dies zur Kenntnis nehmen zu müssen, ist besonders für einen Christ mehr als unerträglich, stellt dieses Umbringen von tausenden unschuldiger Menschen die Grundprinzipien des Christentums absolut in Frage. Wenn innerhalb von zwei Jahren über 60.000 Bewohner eines Landes umgebracht werden, gleichgültig welches Ereignis ein solches Vorgehen ausgelöst hat, dann ist es durchaus nicht unberechtigt, von einem Mord an einer Bevölkerung zu sprechen. Der Angriff der HAMAS gegen Israel ist inakzeptabel, wenngleich er auch eine Geschichte hat, die nicht einfach ausgeblendet werden darf. Kein Krieg geschieht aus heiterem Himmel, sondern hat immer eine Ursache, die – das lehrt uns die Geschichte – sehr oft einen langen zeitlichen Vorlauf hat und in der Vergangenheit auch hatte. Das betrifft sowohl den ersten und den zweiten Weltkrieg als auch die seit der Gründung des israelischen Staates – übrigens unmittelbar bereits im Jahr der Staatengründung Israels – erfolgten Kriege, die letztlich zu einer Deformation des palästinensischen Staatsgebietes führte, so dass heute die Zweistaatlichkeit daran scheitert, dass man sich erst einmal wieder drüber verständigen müsste, wer aktuell über welches Staatsgebiet überhaupt verfügt. Insofern mag die Kritik des Vizepräsidenten des Zentralrates der Juden, Abraham Lehrer, erklärbar zu sein, so ganz unwidersprochen kann er aber auch nicht im Raum stehen bleiben. Der Tod von über 60.000 überwiegend unbeteiligten Personen, Frauen, Familienväter und Kinder und die unvorstellbare Vernichtung der gesamten Infrastruktur eines Landes, so dass nur noch ein Trümmerhaufen die Toten begräbt, ist keine adäquate Kriegsführung gegen einen Feind, von dem man sich bedroht fühlt, sondern eine nicht mehr nach menschlichen Maßstäben zu beurteilende Vernichtungswut und unerbittlichen Rache. Hier wären auch kritische Hinweise des Vizepräsidenten des Zentralrates der Juden angemessen gewesen.

Das Interview mit dem Politiker von Aken bestätigte nur noch das schlimme Gefühl, das jeden Menschen ergreifen muss, wenn er mit der Situation eines Volkes, das jetzt über dreißig Jahre unter Besatzung wie in einem großen Konzentrationslager lebt, thematisch konfrontiert wird. Es war erschütternd zu hören, dass von Aken darauf hinwies, dass er den Eindruck gewonnen habe, dass die gegenwärtige Regierung in Israel gar nicht an einem Frieden interessiert sei. Er bezeichnete zwei der Minister in der Regierung Netanjahus als Faschisten, die darauf drängen, ganz Palästina in das israelische Staatsgebiet einzuverleiben. Er berichtete von den täglichen Angriffen israelischer Siedler in das palästinensische Gebiet und die völkerrechtswidrige Errichten von jüdischen Siedlungen. Wenn ein SUV der israelischen Siedler, die mit hohen Geschwindigkeiten in die palästinensischen Gebiete fahren ein Kind totfahren, stört dies keinen. Gegen Israelis´, die ein palästinensisches Kind totgefahren haben, sei noch nie ein Verfahren eröffnet worden. Von Aken brachte zum Ausdruck, dass die israelische Regierung gar nicht den Willen habe, mit den Palästinensers zu einer gemeinsamen einvernehmlichen Regelung zu gelangen. Von Aken setzte sich dafür ein, dass auch die deutsche Regierung das Verhalten Israels endlich zu Kenntnis nehmen müsse und Sanktionen gegen Israel unterstütz. Gegenwärtig können die Israelis machen, was sie wollten, es scheint ihnen keiner eine Schranke zu setzen.

Als Bürger muss man sich fragen, ob die Weltgemeinschaft verrückt geworden ist. Da werden die Deutschen täglich mit den Verbrechen der Nazis konfrontiert und im gleichen Atemzug, scheint man den Mord an den Palästinensern als legitimes Mittel eines angeblichen Verteidigungskrieges, der es schon lange nicht mehr ist, angesehen.

Wie jemals eine Befriedung zwischen dem palästinensischen Volk und Israel möglich sein könnte, scheint für viele so unmöglich zu sein, dass darüber gar nicht mehr geredet wird. Die Geschichte ist jedoch nicht vergesslich, wie es uns manche Politiker Glauben machen wollen. Viele Auswirkungen sind erst Jahrzehnte nach entsprechenden Ereignissen ausgebrochen. Man sollte also nicht glauben, dass in unserem eigenen irdischen Leben alle Entscheidungen der Geschichte endgültig ad acta gelegt worden sind.  Es gibt eine Zentralregistratur der Welt, die keinen Vorgang verschwinden lässt. Nur dann werden viele wieder sehr schnell auf den angeblichen Verursacher zeigen, ohne zu wissen, dass dieser einige Generationen vorher sein Unwesen getrieben hat. Das bezieht sich übrigens nicht nur auf Israel und seine Nachbarn, auch in Europa sind noch lange nicht alle Rechnungen endgültig beglichen.


Von Bornemann

Dipl.- Sozialarbeiter
Mitglied im Verband Deutscher Pressejournalisten
Studium Sozialarbeit
AKAD Management-Fernstudium
Ergänzungsstudium Wirtschaftsphilosphie

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