Vor vier Monaten fragte RT DE angesichts einer Vielzahl russophober Aktionen in deutschen Supermarktketten: „Wo kann ein Russlanddeutscher noch einkaufen?“ Edeka war zum damaligen Zeitpunkt noch nicht sonderlich negativ mit antirussischem Aktionismus aufgefallen, holt nun aber mit einer besonderen Absurdität auf.
Das traditionelle russische Waffeleis, das bisher auf den in EDEKA angebotenen Verpackungen den Zusatz „Moskauer Art“ trug, wurde ausgerechnet in der heißesten Sommerzeit kurzerhand umbenannt und heißt nun „Eis Snack Sandwich Kiewer Art“.
Nun hat genau die betroffene Eissorte mit Kiew nur zu tun, dass seinerzeit in der Sowjetunion alle Eissorten landesweit verteilt überall hergestellt und verkauft wurden, in Moskau wie in Kiew, in Taschkent wie in Archangelsk.
Das von der offenbar politisch motivierten Umbenennungsaktion bei Edeka betroffene Waffeleis ist auf dem Bild unten links dargestellt und heißt, wie auch die gleiche in Waffelbechern verkaufte Sorte, in Russland seit jeher „Plombir“. Die Rezeptur ist ohnehin (Psst, bitte nicht den Edeka-Chefs verraten!) französischen Ursprungs. Der Name leitet sich nämlich von der Stadt Plombières-les-Bains in Frankreich ab, und das leckere Sahneeis soll dort bereits seit dem 17. Jahrhundert hergestellt worden sein.
Der großen Masse zugänglich und Teil des russischen Lebensstils wurde das Plombir-Eis erst nach der Revolution, als nämlich 1937 die erste Eisfabrik in Moskau die Produktion aufnahm. Der Reihe nach folgten Eisfabriken in Leningrad, Odessa, Sewastopol und Charkow. Die Kiewer Dependance nahm 1940 ihre Produktion auf. Bis Ende der 1950er Jahre war dann tatsächlich jede größere Stadt des Riesenlandes mit einer Eisfabrik ausgestattet, und „Plombir“ und „Eskimo“ wurden allen zugängliche Kultmarken. Jährlich wurden bis zu zwei Milliarden Portionen „Plombir“ hergestellt und verkauft, der gesamte Eiskonsum eines Jahres erreichte in der Sowjetunion schon in den 1960er Jahren etwa 2,5 Kilogramm pro Kopf. Die damaligen GOST-Normen gelten für das in Russland produzierte Eis bis heute. So weit die Geschichte des russischen Eises, die Edeka nun umzuschreiben versucht.
In sozialen Netzwerken stieß die Umbenennungsaktion indes auf geteilte Reaktionen. Immerhin freut sich ein „Antifant“ auf Twitter und schreibt:
„Edeka ist und bleibt einfach stabil. Dicken Dank für eure Haltung.“
Dem entgegnet eine andere Nutzerin:
„Wem genau soll denn diese Symbolpolitik/ Virtue Signaling was bringen? Ich würde es ja begrüßen, wenn Edeka mit seinem Verkaufserlös vom „Eis Moskauer Art“ die Flüchtlingshilfe unterstützt, aber so???“
Brigitte Berg alias „Herr Puppke“ kommentiert den Vorgang sarkastisch:
„Edeka hat sein Eis umbenannt. Gott sei Dank … die Ukraine ist gerettet.“