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Auch einen ehrwürdigen Preis, wie den Karlspreis, kann man wertlos machen

Der einst sehr renommierte Karlspreis verkommt immer mehr zu einer Politveranstaltung, durch die eine bestimmte politische Aussage den Bürgern kommuniziert werden soll. Aktuell birgt das die Gefahr, dass aus einem ehrwürdigen Preis eine Auszeichnung auf dem Niveau eines Aachener Karnevalsorden werden könnte. Betrachtet man die letzten Preisverleihungen in Aachen, so ist deutlich erkennbar, dass dieser Preis mittlerweile dazu missbraucht wird, um politische Meinungen in die Bevölkerung zu penetrieren. Besonders eklatant war bereits die Preisverleihung an drei weißrussische Bürgerrechtlerinnen, so dass sogar der WDR auf seiner Internetseite schrieb, dass diese Preisverleihung die politischste Preisverleihung des Karlspreises gewesen sei.

Es mag durchaus bewundernswert sein, was die drei weißrussischen Oppositionellen gegen ihre Regierung zum Ausdruck brachten und wie sie sich für eine Veränderung des weißrussischen Systems einsetzten. Was dies aber mit einem Karlspreis zu tun hat, der sich auf den großen Kaiser Karl V beruft, den man als den großen Kaiser bezeichnen kann, der Europa als ein großes Ganzes sah, allerdings nicht in einer Bürokratenorganisation, die zurzeit glaubt, von Brüssel die Welt beeinflussen zu können, kann man keinem Menschen erklären. Ein Kaiser, der Europa vor den islamischen Herrschern des Osmanischen Reichs, die auf dem Balkan und dem Mittelmeer gegen Europa anstürmten, schützen wollte, dachte mit Sicherheit in ganz anderen Dimensionen, als jetzt die Aachener Preisverleiher, die offensichtlich ihr Aachen als den Nabel der Welt ansehen.

Die Personen, die jetzt über die Vergabe des Karlspreises entscheiden, scheinen den Bezug zu der Größe des Namensgebers des Preises nicht mehr zu haben. Sie scheinen allenfalls zu glauben, es reiche, wenn man sich auf einen großen Kaiser der Weltgeschichte beruft. Dadurch werde schon ein wenig Glanz auf eine mittlerweile nicht mehr so bedeutende Stadt Aachen fallen, weil sonst keiner mehr von Aachen Notiz nehmen würde.

Wie sehr tages- und parteipolitisch die Preisvergabe im letzten Jahr an die weißrussischen Frauen der Opposition. Maria Kalesnikava, Swetlana Tichanowskaja und Veronica Tsepkalo erfolgte, kann jeder aus der Begründung der Preisvergabe ersehen. Nicht jeder Einsatz von Menschen für Freiheit und Gerechtigkeit hat etwas mit Europa zu tun. Es stellt sich auch die Frage, inwieweit eine Brüsseler Bürokratie das ist, was sich die Bürger von einem wirklichen Europa, das ein Zusammenschluss von souveränen Staaten auf gleicher Augenhöhe sein sollte, vorstellen.

Wenn jetzt Selenskyj den Karlspreis erhalten soll, dann zeigt dies doch, dass der Karlspreis nichts anderes mehr ist, als ein Mittel um politische Meinungen zu verbreiten. Der ursprüngliche ansehnliche Preis, der eine besondere Bedeutung für die Idee eines großen Europas haben sollte, wird so denaturiert, dass er nicht einmal mehr mit einem Karnevalsorden zu vergleichen ist.

Es ist doch zynisch, einem Mann, dessen Rolle in dem Krieg auf dem Gebiet der Ukraine, von dem zurzeit keiner so richtig weiß, wie er eigentlich entstanden ist, wobei damit nicht der Angriff durch Russland gemeint ist, sondern die lange Entwicklung davor, die dann dazu führte, dass Russland glaubte angreifen zu müssen, mit einem Preis zu ehren, der für die Vollendung Europas stehen soll. Einem Mann, der wohl massiv mit dazu beigetragen hat, dass der Krieg so eskalierte, wie er sich jetzt darstellte, den Karlspreis zu verleihen, weil er angeblich der Idee Europas gedient habe und sein Verhalten ein wesentlicher Beitrag zur Stärkung eines Europas sein soll. Eigentlich ist das Ganze nur noch peinlich und zeigt, auf welchem Niveau das Gremium, das für die Preisverleihung verantwortlich ist, gesunken ist.

Den Karlspreis sollte, sofern man diesen Preis nicht so entwerten will, dass man ihn besser nicht mehr verleiht, nicht zu einer parteipolitischen Auseinandersetzung eingesetzt werden, um den politischen Gegner zu provozieren. Er sollte wirklich nur an Persönlichkeiten verliehen werden, die dazu beigetragen haben, dass die Idee Europas vorangetrieben wurde und zwar in einer Form, die von der Mehrheit der Bürger getragen wird. Der Preis sollte die Gemeinsamkeit der Bürger in einem starken Europa der europäischen Staaten aufzeigen und nicht selbst zur Spaltung der Bürger in einem desolaten Europa beitragen. Aber das scheint nicht mehr das Interesse der derzeitigen Preisverleiher in Aachen zu sein.

Von Bornemann

Dipl.- Sozialarbeiter
Mitglied im Verband Deutscher Pressejournalisten
Studium Sozialarbeit
AKAD Management-Fernstudium
Ergänzungsstudium Wirtschaftsphilosphie

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