Kategorien
Aktuell

Der Zusammenhalt in der deutschen Gesellschaft schwindet

Wetzlar/Erfurt (ots) Dresden (Bor)

Eine deutliche Mehrheit der Deutschen (70 Prozent) ist der Ansicht, dass der gesellschaftliche Zusammenhalt immer mehr schwindet. Das ergab eine repräsentative Umfrage des Markt- und Sozialforschungsinstituts INSA-Consulere (Erfurt) im Auftrag der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA (Wetzlar). 14 Prozent der Befragten teilen die Einschätzung nicht, dass der gesellschaftliche Zusammenhalt zurückgeht. Zwölf Prozent wissen nicht, was sie davon halten, vier Prozent machten keine Angabe. Hintergrund der Umfrage: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hatte die Einführung einer Dienstpflicht für junge Menschen vorgeschlagen, um den Gemeinsinn zu stärken.

Mit steigendem Alter steigt die Zustimmung

Frauen glauben häufiger als Männer, dass der Gemeinsinn abnimmt (72 Prozent gegenüber 68 Prozent). Ältere Befragte stimmen der Aussage öfter zu als jüngere (18- bis 29-Jährige: 57 Prozent, 30- bis 39-Jährige: 59 Prozent, 40- bis 49-Jährige: 67 Prozent, 50- bis 59-Jährige: 75 Prozent, über 60-Jährige: 81 Prozent). Im Osten (72 Prozent) ist die Auffassung, dass der Zusammenhalt schwindet, ähnlich hoch wie im Westen (70 Prozent).

Bei den Anhängern der politischen Parteien sind die Wähler von Linken und AfD mit jeweils 82 Prozent am häufigsten der Meinung, dass der gesellschaftliche Zusammenhalt immer mehr schwindet, gefolgt von den Sympathisanten der CDU/CSU (74 Prozent), der SPD (71 Prozent), der Grünen (66 Prozent) und der FDP (60 Prozent).

Bei den christlichen Konfessionen ist diese Ansicht unter den landeskirchlichen Protestanten weiter verbreitet (75 Prozent) als unter Katholiken (72 Prozent) und Freikirchlern (63 Prozent). Von den muslimischen Befragten teilen 38 Prozent diese Einschätzung, von den Konfessionslosen 76 Prozent.

Die Aussage, zu der die Teilnehmer der Umfrage Stellung beziehen sollten, lautete: „Der Zusammenhalt in der Gesellschaft schwindet immer mehr.“ Für die Erhebung wurden 2.063 Erwachsene im Zeitraum vom 17. bis 20. Juni befragt.

Die von der evangelischen Pressagentur jetzt veröffentlichten Zahlen sind für fachkundige Beobachter unserer gesellschaftlichen Entwicklung keine Überraschung. Es gibt mittlerweile kaum ein Thema, das nicht kontrovers, manchmal sogar verbittert geführt wird. Immer häufiger kann man beobachten, dass die Auseinandersetzungen bis in die Familien hinein getragen werden und es zu regelrechten Zerwürfnissen im privaten Bereich kommt.

Über die Ursachen dieser Entwicklung wird leider viel zu wenig und dann vor allen objektiv gesprochen oder geschrieben. Seit Jahren wird insbesondere von kleinen sich elitär fühlenden linken und feministischen Gruppen so gut wie alles infrage gestellt. Im soziologischen Jargon wird von einer sogenannten Dekonstruktion gesprochen. Da wird die Familie dekonstruiert, indem Minderheiten, die jedoch die Meinungsführerschaft übernommen haben, behaupten, Familie im herkömmlichen Sinne gäbe es nicht. Familie sei lediglich eine Ansammlung von verschiedenen Personen, die sich zu einer Zweckgemeinschaft auf Zeit oder auf Dauer zusammengefunden haben. Vater und Mutter seien reaktionäre Begriffe. Entwicklungspsychologische Gesetzmäßigkeiten sind nicht mehr relevant. Kinder benötigen offensichtlich keine Identifikation zur Findung der eigenen Persönlichkeit und der eigenen Geschlechtlichkeit, die sie im Vater und in der Mutter bisher gefunden haben.

Institutionen, die bisher mit zu einer gesellschaftlichen Befriedung beigetragen haben, sehen offensichtlich inzwischen ihre Aufgabe, gegen Auffassungen der Mehrheit zu agitieren und verlangen, dass sich die Mehrheit einer Minderheitsmeinung zu unterwerfen hat. Den Bürgern wird ständig von dem Wirken der sogenannten Zivilgesellschaft erzählt, so dass die Gesellschaft sich die Augen reibt und fragt, zu welchem Teil der Gesellschaft gehört denn die Mehrheit der Bürger? Natürlich ist dem Verfasser dieser Zeilen nicht unbekannt, wie schlaue Gesellschaftswissenschaften sich den Begriff der Zivilgesellschaft geschaffen haben und in die angeblich progressiv seiende Wissenschaft eingeführt haben. Aber letztlich werden nur Gruppen in der Gesellschaft kreiert, die gegenseitig von sich behaupten, sie seien auf der richtigen Seite und damit die alleinige Gruppe, die ein Recht habe, über die Mehrheit zu entscheiden.

Der Rundfunk und das Fernsehen beglücken die Mehrheit ihres Publikums mit einer Sprache, die eine Minderheit kreierte, um gesellschaftspolitische Spinnereien durchzusetzen, obwohl mehr als zweidrittel der Bürger eine solche ideologische Verunstaltung der Sprache ablehnen.

Alle Probleme scheinen nur noch eindimensional diskutiert zu werden. Ein Beispiel dafür sind die gegenwärtigen kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine. Natürlich, so wird es den Bürgern von Rundfunk und Fernsehen, von den Politikern, von den Kirchen und von Wissenschaftlern vermittelt, gibt es nur einen Schuldigen und das ist der Verbrecher Putin. Bürger, die eine solche Einseitigkeit infrage stellen, werden als Russlandversteher diffamiert. Selbst vor strafrechtlichen Konstruktionen schreckt man nicht mehr zurück, um abweichende Meinungen „zu sanktionieren“. Wehe, wenn ein deutscher Bürger aus Protest ein Z auf einem Plakat mit sich führt.

Warum werden die Bürger nicht gefragt, ob sie mit einer Beteiligung an dem Krieg in der Ukraine überhaupt beteiligt sein wollen? Denn eine Beteiligung Deutschlands liegt wahrscheinlich inzwischen aufgrund der Waffenlieferungen und der Personalausbildung für die Ukraine vor. Besonders bemerkenswert ist die Tatsache, dass es wieder einmal die sogenannten Grünen sind, die am lautesten das Kriegsgeschrei anführen. Von der CDU konnte man ohnehin nichts anderes erwarten, nachdem sich diese Partei völlig mit der Sozialdemokratie assimiliert hat.

Die Kirchen meinen ihren Mitgliedern die örtliche Gemeinschaft zugunsten einer anonymen Großgemeinde vermitteln zu müssen und wundern sich, warum viele ihrer Mitglieder sich dann von diesen Entwicklungen distanzieren, indem sie einfach nicht mehr Mitglied dieser Kirchen sein wollen.

Mittlerweile haben die Bürger den Eindruck, dass alle politischen Parteien zu einem Einheitsbrei verschmolzen sind, so dass es gleich ist, was der Bürger wählt. Es kommt immer das Gleiche heraus und meistens richtet sich dies gegen die Interessen der Bürger.

Die einzige Partei, die vielleicht eine Opposition sein könnte, wird als rechtsradikale faschistische Partei dargestellt, so dass damit sichergestellt wird, dass man keine Alternative fürchten muss.

Insofern ist es doch logisch und folgerichtig, dass der Zusammenhalt der Bevölkerung immer mehr schwindet, weil es keine Gemeinsamkeiten, für die es sich lohnen würde, sein eigenes Leben einzusetzen, mehr gibt.

Die einzige Frage, die immer mehr in den Vordergrund rückt, ist die, wie lange die Bürger stillhalten und wann sie ihren Unmut auf der Straße zum Ausdruck bringen werden.