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Der Aachener Karlspreis, die Belohnung für einen „gerechten“ Krieg

Wenn man aktuell die Berichterstattung sowohl der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten als auch die der großen Zeitungen verfolgt, dann ist ein neuer Friedensengel der Menschheit erschienen. Gemeint ist der noch vor dem Krieg in der Ukraine als einer der korruptesten Politiker bezeichnete Schauspieler und derzeitige Präsident Selenskyj.

Aber nachdem dieser Herr in einer bemerkenswerten darstellerischen Leistung die Erwartungen seiner politischen Ziehväter, die nicht nur ukrainisch, sondern insbesondere die Sprache der USA sprechen, erfüllt hat und sein Volk hochmotiviert hat, den Krieg gegen Russland zu gewinnen, egal wie viele Menschen sterben müssen, wird diesem Präsident eine mediale Aura übergestülpt, die allen Bürgern den Eindruck vermitteln soll, dass sie es jetzt mit einem neuen Freiheitskämpfer für Europa und der Welt zu tun hat. Und es soll sogar Leute geben, die diese Geschichte glauben.

Die wichtigste Botschaft dieses Friedensengels ist, wenn man die richtigen Waffen hat, dann kann man auch eine Weltmacht wie Russland vernichten. Deshalb reist Herr Selenskyj von Land zu Land, um endlich die Waffen zu erhalten, die er glaubt zu benötigen, um die Freiheit Europas zu sichern. Natürlich hat Russland die Ukraine angegriffen, das ist eine Tatsache. Allerdings haben alle Kriege immer eine Ursache und sind selten nur das Ergebnis einer Entscheidung eines einzelnen Politikers. Mittlerweile hat es die westliche „Informationspolitik“ erfolgreich geschafft, die Ursachen für die Auseinandersetzung um die Ukraine, an der viele Akteure beteiligt waren und heute noch sind, so zu vernebeln, so dass die meisten Bürger glauben, der russische Präsident Putin sei der Hauptschuldige an der kriegerischen Auseinandersetzung. Verschwiegen wird das programmatische Standardwerk, das 1997 Zbigniew Brzezinski unter dem Titel „The grand chessboard“ veröffentlichte. In diesem Standardwerk stellt Brzezinski dar, wie seiner Meinung nach die USA als einzige Weltmacht so lange wie möglich die Vorherrschaft behalten könne. Er vertritt die Auffassung, dass die globale Hegemonie der USA davon abhängt, „wie lange und wie effektiv es sich in Eurasien behaupten kann“. Dabei spielt die Ukraine eine Hauptrolle, denn ohne dieses Grenzland sei Russland kein eurasisches Land mehr, so dass es, wenn es einen imperialen Status anstreben würde, ein vorwiegend asiatisches Land werden würde. Das von Putin 2010 formuliertes Ziel, nämlich ein wirklich vereintes Europa, eine harmonische Wirtschaftsgemeinschaft von Lissabon bis Wladiwostok zu schaffen, würde gegen die Interessen der USA gerichtet sein. Eine solcher wirkliche europäische Zusammenschluss würde die Hegemonie der USA und der Nato schwächen. Nachdem Putin glaubte – wahrscheinlich war dies keinesfalls unbegründet – dass die USA das Ziel hatte, die Ukraine in die Abhängigkeit der USA zu bringen, war es für Putin die letzte Möglichkeit, die Einvernahme der Ukraine durch die USA zu verhindern, so dass er sich zu der militärischen Aktion gegenüber der Ukraine entschloss. Ob dies ein Fehler war, werden die Historiker später einmal analysieren.

Mit Selenskyj fand die USA einen willfährigen Führer, der die Interessen der USA umsetzte und dies so verbrämte, dass die Welt den Eindruck haben konnte, Selenskyj sei ein Patriot und der größte Kämpfer für die Freiheit von Europa. Der Karlspreis in Aachen, mit dem der Präsident der Ukraine jetzt erneut als Friedensengel zelebriert wurde, ist insofern keine Überraschung. Er reiht sich lediglich in die Meinungsmache ein, dass hier ein Kampf für Europa geführt werde, wobei dies gar kein Kampf für Europa, sondern ausschließlich für die Hegemonie der USA ist. Die Zielsetzung des Preises „Für den Frieden in Europa“ spiegelt eine verkehrte Welt wider. Selenskyj tritt keinesfalls für den Frieden in Europa ein, das wäre auch gar nicht seine Aufgabe als Präsident der Ukraine. Er zündelt lediglich an weiteren Kriegserweiterungen, die das Ziel haben, die Vormachtstellung der USA in Europa zu sichern und Russland möglichst als politischen Faktor auszuschalten. Diese Haltung kam auch bei seinem Besuch im Vatikan zum Ausdruck. Die Vermittlungsangebote des Papstes lehnte er – wie nicht anders zu erwarten – ab. Selenskyj erklärte gegenüber der APA „Bei allem Respekt für seine Heiligkeit, wir brauchen einen gerechten Frieden. Wir laden den Papst ebenso wie alle anderen Führer ein, für einen gerechten Frieden einzutreten, aber vorher müssen wir alles Übrige erledigen“. Zynischer kann man es gar nicht formulieren, dass es nicht um einen möglichst schnellen Frieden geht, sondern zuerst um die Vernichtung des Feindes mit allen Mitteln. Einem Mann, der so denkt, mit dem Karlspreis zu ehren, ist mehr als eigenartig, um nicht andere Vokabel, die diese Preisverleihung besser beschreiben würden, bemühen zu müssen.

Die ständigen Zusagen von weiteren Waffen – wie zuletzt bei dem Besuch Selenskyj in Großbritannien werden zu einer weiteren Eskalation des Krieges führen, der noch mehr Menschenleben fordern wird. Aber Menschen sind in diesem Kalkül nur notwendiges Material, um ein politisches Ziel durchzusetzen.