Die Meldungen über geheime Gespräche zwischen Washington und Moskau entlarven eine Illusion: Europa spielt keine Rolle. Wer das nicht erkennt, verweigert sich der Realität.
Die Nachrichten über mögliche Geheimgespräche zwischen den USA und Russland im Zusammenhang mit einer Beendigung des Krieges auf dem Gebiet der Ukraine haben bei deutschen Politikern Erstaunen und offensichtlich auch Verärgerung ausgelöst. Dabei sollte man fragen, ob es nicht ausgesprochen naiv von den deutschen Politikern bisher war und dies jetzt geradezu für alle Bürger sichtbar geworden ist, zu glauben, dass man sich in einen fremden Krieg einmischen könnte, ohne Gefahr zu laufen, dass man dann selbst militärisch angegriffen wird oder gar nicht von den kriegsführenden Parteien beachtet wird. Schließlich handelt es sich um einen Krieg, der zwischen den USA und Russland auf dem Territorium der Ukraine ausgetragen wird. Dabei geht es um geopolitische Auseinandersetzungen, bei denen sowohl für die USA als auch für Russland weder die EU in ihrer Gesamtheit noch einzelne Staaten in Europa relevant gewesen wären.
Darum ist es jetzt auch keine Überraschung, wenn die eigentlich kriegsführenden Parteien ihren Krieg aus welchen Gründen auch immer beenden wollen, sich jegliche Einflussnahme Dritter verbitten. Wenn der deutsche Außenminister Wadephuhl meint der USA und Russland „Regieanweisungen“ geben zu können, indem er meint, dass der Krieg in der Ukraine nur beendet werden könne, wenn Russland die Kriegshandlungen einstellt und fordert, dass Selenskiyj und europäische Staaten beteiligt sein müsste, dann macht er sich und die deutsche Regierung nur lächerlich. Wie irrsinnig die bisherige Entwicklung war und jetzt auf die Spitze getrieben wird, lässt sich daran erkennen, dass es durchaus vorstellbar ist, dass Deutschland mit seinen Milliarden Euro Russland unterstützt hat. Unterstellen wir einmal, die jetzt bekanntgewordenen Gedanken werden Realität: Große Teile der Ukraine werden von den Ukrainern geräumt und an Russland übergeben, was durchaus eine realistische Möglichkeit sein kann. Die Milliarden, die von Deutschland in die Infrastruktur bereits eingeflossen sind, stärken Russland wesentlich. Viel gravierender wird jedoch der Erfolg für Russland sein, die Überreste des militärischen Materials, das der Ukraine aus dem Westen zur Verfügung gestellt wurde, auszuwerten. Einfacher kann man nicht an militärischen Geheimnissen anderer Staaten teilhaben.
Es zeigt sich ferner, dass die Zusagen für einen wirtschaftlichen Aufbau der Ukraine mit deutschen Steuergeldern viel zu früh erfolgte. Aktuell muss geklärt werden, welche Partei den Krieg gewinnt und welche Festlegungen die ehemaligen Kriegsparteien über die Ukraine beschlossen haben. Sonst könnten die Steuergelder sowohl ein Geschenk an die USA als auch an Russland sein, je nachdem, wie zukünftig die Ukraine aufgeteilt wird. Auch im Hinblick auf die zukünftige militärische Rolle der Ukraine oder was aus der Ukraine eigenständig überhaupt noch übrigbleibt, muss geprüft werden, welche Interessen Deutschland haben könnte, auch nach Kriegsende weitere Milliarden von seinen Bürgern für die Ukraine zu fordern. Nehmen wir an, die Ukraine wird zukünftig weder dem westlichen noch dem östlichen Militärbündnis angehören, weil eine Neutralität festlegt worden ist, dann waren alle bisherigen militärischen Zusagen Deutschlands an die Ukraine obsolet.
Aber ein weiterer Gedanke drängt sich auf. So wie es wahrscheinlich der Ukraine gehen wird, nämlich dass sie zum Spielball zweier großer Weltmächte geworden ist, kann es auch Deutschland ergehen, wenn die deutsche Regierung weiter glaubt, mit machtpolitischen Argumenten in den Ukrainekonflikt weiter einzugreifen.
Die deutsche Bevölkerung wird einen solchen Schritt ihrer Regierung nicht verzeihen und wird bei den nächsten Wahlen die Konsequenzen daraus ziehen. Für Deutschland könnte es eine Chance sein, es könnte aber auch der Untergang einer ehemaligen deutschen Nation sein.