Die designierte Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes Christiane Benner erklärte, dass ihr Schwerpunkt der Gewerkschaftsarbeit der Kampf gegen die AfD sein soll. Frau Benner ist gegenwärtig die 2. Vorsitzende der IG Metall und soll Nachfolgerin des bisherigen Vorsitzenden des DGB, Hofmann, werden.
Es wäre sehr wichtig, wenn sich die Bürger näher mit einer solchen Ankündigung befassen, weil Frau Benner mit ihrer Ankündigung eines der wichtigsten Grundprinzipien der deutschen Gewerkschaftslandschaft regelrecht zerstören und die parteipolitische Auseinandersetzung in die Betriebe einführen würde.
Bei der Neugründung der Gewerkschaften nach dem zweiten Weltkrieg wurde nicht zuletzt aufgrund der negativen Erfahrungen des sogenannten „Dritten Reiches“, bei dem die Gewerkschaften ausschließlich Sprachrohr der Partei gewesen waren, darauf geachtet, dass die neu zu gründenden Gewerkschaften in Deutschland als sogenannte Einheitsgewerkschaften gegründet wurden. Einheitsgewerkschaft bedeutet, dass die Gewerkschaften grundsätzlich für alle Arbeitnehmer zuständig sein und damit frei von jeglicher parteipolitischen, religiösen oder sonstigen Weltanschauung sein sollten. Es sollte das Prinzip gelten, dass es in jedem Betrieb nur eine Gewerkschaft geben darf, die als Tarifpartner für die Beschäftigten in diesem Betrieb gegenüber dem Arbeitgeber auftreten kann. Eine solche Forderung kann nur dann Bestand haben, wenn diese Gewerkschaften für alle Arbeitnehmer akzeptabel sind, gleichgültig welche politische, konfessionelle oder sexuelle Auffassung sie vertreten.
Es war schon immer schwierig, diese reine Lehre, die davon ausging, dass der Betrieb eine Arbeitszweckgemeinschaft und kein politisches Kampffeld sei, indem die Arbeitnehmer ihre Arbeitskraft diesem Betrieb gegen Entgelt zur Verfügung stellen und es dabei ausschließlich um die Erreichung des jeweiligen Betriebszieles, in der Regel die Produktion eines Wirtschaftsgutes sicherzustellen, gehen sollte, einzuhalten. Natürlich hat es immer wieder gewisse Grenzüberschreitungen gegenüber dieser Auffassung gegeben, da sich einige Teilgewerkschaften, so zum Beispiel auch die IG Metall, nicht an eine parteipolitische Neutralität gehalten haben. Gerade die IG Metall aber auch die GEW haben sich schon immer sehr stark für linke politische Zielsetzungen eingesetzt. Allerdings führte das im Allgemeinen in der Vergangenheit nicht dazu, dass systematisch gegen andere politische Auffassungen innerhalb der Arbeitnehmerschaft von Betrieben vorgegangen wurde. Die jetzt von Frau Benner formulierte Schwerpunktbildung gegen eine bestimmte Partei vorzugehen, würde – sofern dieser bedenklichen Verhaltensweise nicht Einhalt geboten würde – zu einer weiteren Politisierung der Betriebe führen. Damit würde neben der eigentlichen Aufgabenstellung im Betrieb eine massive parteiliche Indoktrination durch die Gewerkschaften Tür und Tor geöffnet werden. Eine solche Entwicklung würde zu einer erheblichen Beeinträchtigung des Betriebsfriedens führen, weil durch eine parteipolitisch intendierten Gruppenbildung der Arbeitnehmerschaft erhebliche Auseinandersetzungen zwischen den Arbeitnehmern innerhalb eines Betriebes geradezu produziert werden.
Die Gewerkschaften würden sich nicht mehr um ihre eigentliche Aufgabe kümmern. Aufgabe der Gewerkschaften sollte es sein, sich um die Arbeitsbedingungen der Arbeitnehmer und deren Schutz am Arbeitsplatz zu kümmern und dafür zu sorgen, dass eine angemessene Bezahlung der Arbeitsnehmer erfolgt und eine mögliche Ausbeutung durch den Arbeitgeber unterbleibt. Diese Aufgabe haben die Gewerkschaften teilweise schon länger nicht mehr erfüllt, so dass dies auch zu einem massiven Mitgliederschwund führte. Auch die Gründung der vielen kleinen Spartengewerkschaften – erinnert sei hier an die Gewerkschaft der Lokführer und der Gewerkschaft der Flugzeugführer – war eine Folge des Versagens der großen Gewerkschaften, die sich mehr um die Durchsetzung parteipolitischer Zielsetzungen als um die Interessen ihrer Mitglieder bemühten.
Mittlerweile scheint die politische Auseinandersetzung auch von den Vorständen großer Firmen in das Arbeitsleben hineingetragen zu werden. Aktuell ist hier beispielhaft das Verhalten des Vorstandes des Audi/VW-Konzerns zu nennen, der meint, den Arbeitnehmern vorschreiben zu sollen, wie sie zu schreiben und zu sprechen haben.
Die Arbeitnehmer werden Spielball der Politik und selbst das Arbeitsumfeld ist zukünftig auch Teil des Parteienkampfes. Eine solche Entwicklung kann nur noch zu einem zunehmenden Verdruss bei den Arbeitnehmern führen, die sich zunehmend auf das Privatleben zurückziehen werden. Eine solche Gesellschaft wird eines Tages dort enden, wo die DDR mit einer ähnlichen Praxis endete.
Wenn der Gewerkschaftsbund die von Frau Benner angekündigte Vorstellung tatsächlich umsetzen sollte, wird es natürlich von den Parteien, die von den Gewerkschaften ausgegrenzt werden sollen, eigene Gewerkschaftsgründungen geben. Bereits jetzt gibt es AfD-nahe Arbeitnehmervertretungen in Betrieben. Das ist dann der Beginn eines Kampfes der Arbeitnehmer untereinander. Es ist ein völliger Trugschluss zu glauben, die Arbeitnehmer werden sich auf Dauer von den Gewerkschaften, aber auch von den Unternehmensleitungen vorschreiben lassen, welche politische Ausrichtung sie in ihrem Privatbereich für richtig halten. Verlieren werden aber alle. Die Arbeitnehmer, die jegliches Vertrauen in die politischen und dann auch unternehmerischen Stukturen verlieren und sich in das Privatleben zurückziehen werden und die Unternehmen, die ihre Arbeitnehmer so demotiviert haben, dass die Produktivität nicht mehr gegeben sein wird. Gewinner sind die Ideologen, die das Ziel haben, die Bürger zu Erfüllungsgehilfen ihrer eigenen politischen Zielsetzungen zu machen, gleichgültig, ob dabei das Staatswesen zugrunde geht. Diese Ideologen sind selbst so intellektuell bechränkt, dass sie über die Folgen ihres eigenen Tuns keinen Überblick haben.