Wenn man Ausführungen des Obersten a.D. Roderich Kiesewetter, die er im öffentlich-rechtlichen Rundfunk tätigt, hört, weiß man nicht, ob dieser Politiker tatsächlich glaubt, dass seine Vorstellungen gegenüber Russland wirklich ein Betrag zum Frieden sein sollen. Gerade weil dieser Politiker Oberst der Bundeswehr gewesen ist, sollte man davon ausgehen, dass seine Äußerungen wohl überlegt und vor allen auch unter militär-strategischen und taktischen Gesichtspunkten einer Prüfung standhalten können. Grundsätzlich möchte man auch einem Herrn Kiesetter unterstellen, dass er nicht leichtfertig etwas daherredet, was dem politischen Gegner motivieren könnte zu glauben, es ginge doch darum, mit allen Mitteln einen Krieg anzuzetteln.
In einem Interview mit dem Deutschlandfunk erklärte Kiesewetter, dass die aktuellen Überflüge mit Drohnen über sicherheitsrelevante Objekte sowohl im militärischen als auch im zivilen Bereich in einem Umfang erfolgen, den es in dieser Häufigkeit bisher nicht gegeben habe. Russland steigere seine Angriffe auf europäische Staaten und zeigt damit, mit welchem aggressiven Vorgehen Putin vorgeht. In diesem Zusammenhang wird auf die Angriffe gegen die Infrastruktur des Westens hingewiesen, wobei explizit auf die Zerstörung von Unterwasserkabeln hingewiesen wird. Warum Kiesewetter nicht die mit großer Wahrscheinlichkeit erfolgte Zerstörung der Gaspipeline Nord Stream durch die für „unsere Freiheit“ kämpfende Ukraine angesprochen hat, wird mit Sicherheit keine Vergesslichkeit gewesen sein, sondern diese aggressive Handlung eines angeblichen Freundes sollte wohl bewusst nicht weiter erwähnt werden.
Zumindest für Bürger, die keinen militärischen Hintergrund eines ehemaligen Obersten der Bundeswehr haben, hatten die Ausführungen von Kieswetter bedrohliche Perspektiven für die Sicherheit unseres Volkes. Immerhin soll zurzeit noch nicht der Spannungsfall ausgerufen worden sein, vielmehr befände sich die Bundesrepublik Deutschland aktuell im Status des Zustimmungsfalls, das ist eine Vorstufe des Spannungsfalls, dem dann der Angriffsfall folgt. Die Bundeswehr kennt vier Gefährdungsstufen, die von Alpha, Bravo, Charlie und Delta reichen und die jeweilige Gefährdung oder Bedrohung katalogisieren. Glaubt Kiesewetter wirklich, dass die verstärkten, hybriden Angriffe Russlands, so sie alle tatsächlich von Russland und nicht von unserem „Freund“ Selenskyj durchgeführt wurden, keine Ursache haben? Der Herr Oberst sollte sich doch einmal fragen, was ein Staat macht, wenn ein anderer sich in einen Krieg mit einschaltet und durch Waffenlieferungen und Ausbildung der feindlichen Soldaten mit dazu beiträgt, dass ein solcher Krieg möglicherweise verloren wird. Freundliche Grußadressen wird er wohl kaum austauschen. Insofern ist es doch gar nicht überraschend, dass Russland Deutschland jetzt ebenfalls als Kriegsgegner ansieht.
Wenn Kiesewetter laut über den Rundfunk verkündet, dass Deutschland die Ukraine unterstützen müsse, dass nicht nur die Pfeile Russlands, sondern der Schütze selbst in Russland vernichtet werden soll und sich darüber freut, dass die USA jetzt Raketen liefern wird, die das russische Territorium erreichen, schließlich müsse die Bevölkerung in Russland jetzt merken, dass sie sich im Krieg befindet, dann sollte sich ein Oberst doch nicht wundern, dass eine entsprechende Antwort unverzüglich erfolgt. Und ist es erstaunlich, wenn Russland weiter „eskaliert“, obwohl – so Kiesewetter im Originalton – „alle unsere Handreichungen Russland gegenüber und alle unsere Unterstützung nicht dazu geführt haben, dass Russland nicht von seinen Zielen ablässt“. Will Kiesewetter seine Mitbürger veralbern oder glaubt er wirklich, dass, das, was er da erzählt, keine Folgen hat? Politiker, die eine solche Politik fordern, sollte man höflich, aber bestimmt auffordern, die politische Bühne zu verlassen, damit nicht Putin eine „Handreichung“ in Richtung Deutschland schickt, die dann allerdings bei der Einsatzfähigkeit der Bundeswehr kaum abgewehrt werden könnte.