So ganz leise entwickelte sich etwas, was dann ein großer Knall wurde: Olaf Scholz, der angeblich so sachlich unterkühlte Hanseat, dem man doch nur Gutes zutrauen kann, verhinderte die erneute Berufung eines anerkannten Wirtschaftswissenschaftlers, Lars Feld, der bisher Vorsitzender des sogenannten Rat der Weisen, gemeint ist der Sachverständigenrat der Bundesregierung für Wirtschaftsfragen, ist.
Die Entscheidung – ja man müßte sagen Nichtentscheidung – erfolgte offensichtlich so geräuschlos, daß sie erst bekannt wurde, als sie bereits erfolgt ist. Scholz, der schon einmal vor Jahren die “Hoheit über die Kinderbetten” für seine Partei anstrebte, will jetzt offensichtlich die Hoheit über seine zukünftige weitere Staatsverschuldung und gleichzeitige Steuererhöhung behalten. Gerade wenn man meint, man könne Milliarden Euro Schulden machen, weil dies angeblich wegen Corona alternativlos sei und wenn man weiter davon ausgeht, daß diese Schulden später – mit Sicherheit, wenn die Bundestagswahlen stattgefunden haben – durch Steuererhöhungen, weitere 0-Zinspolitik von den Bürgern wieder zurückgeholt werden sollen, sind Berater, die zwar fachlich das Richtige sagen, politisch aber nicht das Gewollte, ungeeignet und müssen entfernt werden. Der Wirtschaftswissenschaftler Feld vertritt die Auffassung, daß der Staat zur Zeit darauf achten muß, die Schulden nicht weiter ohne Maß und Ziel zu erhöhen. Steuererhöhungen, wie sie Olaf Scholz vorsieht, lehnt er ab. Solche Berater kann man eben nicht gebrauchen, so daß man die Gelegenheit einer vermeintlichen geräuschlosen Situation, die Amtszeit des Wirtschaftswissenschaftlers läuft jetzt aus, sie hätte aber ohne Weiteres auch wieder verlängert werden können, schnell nutzt. Dumm ist nur, daß Olaf Scholz mit seinen eigenen Vorschlägen, einen ihm genehmen Wissenschaftlicher zu berufen, auf Widerstand der CDU stieß, so daß man sich dann auf keinen Kandidaten einigen konnte. Es ist erstaunlich, daß diesmal eine interne Kungelei nicht funktionierte. Dies kann durchaus damit zusammenhängen, weil jetzt ein CDU-Parteivorsitzender im Amt ist, der sich doch nicht nur von der alternativlosen Kanzlerin sagen läßt, was er zu tun oder zu lassen hat. So kann man nur mit Hochachtung feststellen, was Armin Laschet in einer Fraktionssitzung der CDU erklärte. Laschet soll erklärt haben, daß der Kanzlerkandidat der SPD, Olaf Scholz, ein Apparatschik der SPD sei. Er soll weiter ausgeführt haben: “Hier gehe es um einen Vorgang der nicht akzeptabel sei. Ein hochkarätiges Gremium werde für die Parteipolitik mißbraucht” (Reuters 24.2.2021). Recht hat Armin Laschet. Eine solche Bemerkung hätte man sich aber auch von der alternativlosen Kanzlerin gewünscht. Oder hätte sie – da sie ja keine Alternativen kennt – ihrem Kollegen Olaf Scholz, , ja man könnte auch sagen Parteifreund, denn die Politik von Frau Merkel unterscheidet sich von der SPD ohnehin nicht, zugestimmt, wenn sie nicht durch ihren Parteifreund, Armin Laschet, daran gehindert worden wäre? Wie sehr Olaf Scholz ein Apparatschik seiner Partei ist, hat er seinerzeit ja bewiesen, als er von der “Hoheit seiner Partei über die Kinderbetten” schwadronierte und dabei mit Sicherheit keine hanseatische Haltung zum Ausdruck bringen wollte, sondern ausdrücklich die Zielsetzung seiner Partei im Auge hatte.
Die Neue Züricher Zeitung weist heute in ihrer online-Ausgabe darauf hin, daß die Ablehnung eines hervorragenden Wirtschaftswissenschaftlers durch Olaf Scholz auch eine Retourkutsche dafür sein könnte, daß Lars Feld vor Jahren daran fachlich mitgewirkt hat, daß der Landeshaushalt des Landes Nord Rhein Westfalen für verfassungswidrig erklärt wurde. Finanzminister in Nord Rhein Westfalen war damals auch ein bekanntes Gesicht, nämlich der jetzige Vorsitzende der SPD Norbert Walter-Borjans.
Das Agieren der Parteigenossen aller Parteien würde ein solches Handeln durchaus möglich erscheinen. Zur Zeit hat man von den Parteifunktionären fast aller Parteien ohnehin nicht den Eindruck, sie seien um das Wohl ihres Landes bemüht. Vielmehr scheint es fast ausschließlich um die Durchsetzung ideologischer Zielvorstellungen zu gehen. Da sind dann oft die im Wege, die eine klare Meinung haben und diese auch noch öffentlich äußern.
Man darf gespannt sein, welche Alternative bei der Besetzung im Beratungsgremium gefunden wird. Im Gegensatz zur alternativlosen Kanzlerin, scheint Armin Laschet ja auch an Alternativen zu denken.