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Wer bestimmt die Moral?

Es ist schon bemerkenswert, in welcher Weise die Gleichschaltung des Denkens und des Handelns aller Bürger erfolgt. Noch bemerkenswerter ist, dass dies funktioniert, obwohl immer behauptet wird, dass es keine staatlichen Festlegungen gibt. Das bezieht sich auf die Sprache, die insbesondere von den öffentlich-rechtlichen Rundfunk- und Fernsehanstalten brutal den Bürgern einfach aufgedrückt wird. Beispielshaft sei hier der Deutschlandfunk, das ZDV und insbesondere der Sender 3sat erwähnt, die sich offensichtlich darin überbieten, ihre Hörer und Seher zur Wut zu bringen. Die Krone dieser Unverschämtheit liegt darin begründet, dass die Bürger auch noch über die Rundfunkbeiträge diese Übergrifflichkeit finanzieren. Das Kanalisieren betrifft aber auch alle anderen Bereiche der Gesellschaft.

Es vergeht keine Rundfunksendung, in deren den Bürgern erklärt wird, dass die Vermögen der sogenannten Oligarchen „eingefroren“ wurden. Mit einer geradezu reißerischen Aufmachung wird berichtet, wie die sogenannten Oligarchen versuchen, ihr Vermögen zu retten. Nun erreicht man mit solchen Darstellungen und Berichten mit großer Sicherheit das Neidgefühl vieler Menschen, die einerseits nie in der Lage sein werden, sich an so hohem Vermögen erfreuen zu können, anderseits wird sich der eine oder andere auch fragen, wie es dazu kommen konnte, dass einzelne Menschen ein so hohes Vermögen ansammeln können.

Was aber nicht gesagt wird, ist die rechtliche Grundlage, nach der die USA ihre sogenannten Freundesstaaten veranlassen können, staatlichen Raub vorzunehmen, ohne dass es dafür eine rechtliche Grundlage gibt, die auch nur den Ansatz einer Legitimität hätte. Natürlich kann es sein, dass es russische Staatsbürger gibt, die sich Vermögen angeeignet haben, das ihnen nicht zusteht. Aber noch war es bisher so, dass die jeweiligen Staaten, in denen solche möglicherweise strafbaren Handlungen erfolgten, rechtlich dagegen vorzugehen hatten. Es wäre allenfalls vorstellbar, dass ein ausländischer Staat in den Fällen eingreifen könnte, wenn die widerrechtliche Vermögensaneignung zulasten dieses Landes erfolgte.

Im Augenblick kann man nur den Eindruck haben, dass in einer Wildwestmanier gehandelt wird, nur weil man davon ausgeht, dass man zurzeit die Macht hat. Was ist denn mit den amerikanischen „Oligarchen“ die Milliarden wie auch immer angehäuft haben und die gleichen Methoden anwenden, wie auch die russischen Oligarchen? Woher hat denn ein Herr Must die Milliarden, um mal so ganz nebenbei eine sogenannte soziale Plattform aufzukaufen, um Meinungsvielfalt zu verbreiten, wie er sie sich persönlich diese vorstellt?

Schlimm an dieser Entwicklung ist die Vergiftung des sozialen Miteinanders, die auf Dauer eine Zerstörung aller Gesellschaften zur Folge haben könnte. Auf Neid und Missgunst kann kein soziales Gemeinwesen funktionsfähig sein.

In die gleiche Richtung geht es, wenn plötzlich Verwaltungsbehörden entscheiden, welche Symbole nicht mehr gezeigt werden dürfen und welche Auffassungen Bürger nicht mehr öffentlich vertreten dürfen, um nicht mit den Gerichten in Konflikt zu kommen. Natürlich ist es richtig, dass bewusste Volksverhetzung unter Strafe gestellt wird, aber was Volkshetze ist, haben mit Sicherheit nicht staatliche Verwaltungsbehörden zu entscheiden, sondern allenfalls Gerichte.
Der Verfasser dieser Zeilen findet es auch völlig unangemessen, ja sogar idiotisch, wenn Leute öffentlich den Krieg verherrlichen, gleichgültig, von wem dieser Krieg ausgeht und welche Ziele erreicht werden sollen. Das derzeitige Vorgehen, gegen alles was auch nur im Ansatz die russische Verhaltensweise rechtfertigt, ist insofern unverständlich, als diejenigen, die sich jetzt, wie die Weltfriedensrichter aufspielen auch keine Probleme hatten, ihre eigenen – oft unter Missachtung aller völkerrechtlichen Grundsätze – durchgeführten Kriege und Morde als für die westliche Freiheit notwendig darzustellen versuchten. Es sind die gleichen Kräfte, die nach einem Tribunal für Kriegsverbrechen rufen, sich selbst aber einem solchen Tribunal verweigern und meinen, sie stünden über dem gesamten Weltrecht.
Wie groß die Vergiftung des Denkens und die damit verbundene „Selbstkontrolle“ der Akteure auf allen gesellschaftlichen Ebenen und sogar bis in die Kirchen hinein fortgeschritten ist, kann man an einem Vorgang sehen, bei dem man glauben konnte, dass dieser jenseits jeglicher weltlichen Machtpolitik stehen würde. Gemeint ist die Absage eines geplanten Gesprächs zwischen dem Papst Franziskus und seinem Amtsbruder dem Patriarchen Kyrill. Der ukrainische Botschafter beim Heiligen Stuhl, Andrej Jurasch, begrüßte den Beschluss des Papstes, auf ein Treffen mit dem russischen Patriarchen zu verzichten. „Es ist eine logische Entscheidung des Heiligen Vaters, das Treffen mit dem russischen Patriarchen im Juni abzusagen, der die Ermordung von Tausenden von Menschen gesegnet hat“, kommentierte Jurasch auf Twitter. „Die vatikanische Diplomatie beweist stets ihre Fähigkeit, in jeder schwierigen Situation die besten Entscheidungen zu treffen. Diese Entscheidung ist ein offensichtlicher Beitrag zur Schaffung von Frieden in der Ukraine“, so der Botschafter.

So weit ist die Meinungskanalisation bereits fortschritten. Selbst Kirchenführer fühlen sich dem politischen Mainstream verpflichtet und sagen von sich aus Kirchengespräche ab, wenn sie meinen, damit den weltlichen Herrschern auf die Füße zu treten. Und ein ukrainischer Botschafter beim Vatikan bewertet dann das Verhalten des Papstes.
Merken denn die Bürger nicht, wie sie immer mehr veralbert werden und wie man ihnen eine Welt erzählt, die es in dieser Form nicht gibt und auch nicht geben wird. Was hat bewirkt, dass ein logisches Denken bei vielen Bürgern nicht mehr funktioniert?

Eines kann mit Sicherheit festgestellt werden, nämlich die Macht haben, werden versuchen, diese auch zu behalten. Dabei hilft ihnen das Narrativ, dass sie doch nur für eine gute Sache eintreten und der Feind immer auf der anderen Seite steht.