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Jetzt ist die Zeit – allerdings keine Zeitenwende, sondern der Niedergang einer Kirche

„Jetzt ist die Zeit“, das ist aktuell das Losungswort des evangelischen Kirchentages in Nürnberg und soll den evangelischen Christen, denn wahrscheinlich ist die doch die erste Zielgruppe eines evangelischen Kirchentages, signalisieren, dass auch die evangelische Kirche in einer Zeitenwende angekommen ist. Natürlich ist der Satz aus dem neuen Testament entnommen, aber selbst ein unpolitischer Bürger dieser Zeit wird sofort erkennen, dass hier eine Anlehnung an die großen Worte der linken deutschen Politiker, die von der Zeitenwende reden, vorgenommen wurde. Wenn man das Programm des evangelischen Kirchentages und die Hauptrepräsentanten, die dort auftreten betrachtet, dann lässt sich unschwer eine besondere Verbindung zur gegenwärtigen Regierung erkennen. Ja man könnte sogar den Eindruck erhalten, dass es sich in erster Linie bei dem evangelischen Kirchentag gar nicht um eine kirchliche Veranstaltung, sondern um einen multikulturellen Parteitag der Regierungsparteien und Teilen der CDU handelt.

Das lässt sich nicht nur aus der Zusammenstellung der Themen, die in Nürnberg angeboten ableiten, es ist auch erkennbar an den Persönlichkeiten, die auf diesem Kirchentag auftreten. Da steht an erster Stelle der Bundesspräsident, der mit seiner ihm bekannten griesgrämigen Art mit dem Kirchentagsschal um den Hals von Frieden und Freiheit, von Solidarität und von der Notwendigkeit die Ukraine zu unterstützen, redet. Wenn er schon meint, einen Kirchentag benutzen zu sollen, um Regierungspolitik zu kommunizieren, dann sollte er auch auf die Hintergründe verweisen, die dazu führten, dass es überhaupt zu dem Krieg in der Ukraine kommen konnte. Die immer wieder erfolgten gebetsmühlenartig wiederholten Hinweise, dass Putin einen Krieg vom Zaun gebrochen hat, führen jedenfalls nicht weiter und verdecken den Anteil, den der Westen, insbesondere die USA mit ihrer Nato an der gesamten Auseinandersetzung hat.

Wenn der Bundespräsident schon einen Kirchentag benutzt, um Regierungspolitik zu erläutern, dann hätte man erwarten können, dass er Wege aufzeigt, wie es möglich werden könnte, dass dieser furchtbare Krieg, bei dem es sich um einen Kulturkampf zwischen dem Westen und dem Osten handelt, beendet wird.

Andererseits stellt sich aber auch die Frage, ob es die Aufgabe eines Bundespräsidenten ist, der doch Präsident des gesamten Volkes und nicht nur seiner linken Parteigenossen sein sollte, linke Parteipolitik auf einem Kirchentag zu verbreiten. Letztlich muss sich die evangelische Kirche selbst fragen, ob sie es zulassen will, einen großen Teil ihrer Gläubigen auszugrenzen, die diese linke Politik der gegenwärtigen Regierung ablehnen und keinesfalls unterstützen. Vielleicht hat die hohe Austrittszahl der evangelischen Christen auch ihre Ursache darin, dass sie es leid sind, den Eindruck zu haben, dass sie nicht Mitglied einer Kirche, sondern einer links orientierten Partei sein sollen.

Die Hauptarbeitsgruppen des evangelischen Kirchentages zeigt, dass es mehr um parteipolitische Fragestellungen und nicht um Fragen der religiösen Transzendenz geht. Da ging es um die Frage „Welchen Frieden wollen wir?“, „Rassismus und postkoloniales Erbe in der Kirche“ und Werte, Ethik und Interessen „Außenpolitisches Handeln in der Zeitenwende“. Natürlich sind das alle wichtigen Fragen, die grundsätzlich auch Kirchen interessieren sollten. Was hier mehr als befremdlich bei vielen Bürgern ankommt, ist die politische Einseitigkeit die nicht nur aus den vorliegenden Resolutionsentwürfen, die vom Kirchentag verabschiedet werden ersichtlich ist. Die beteiligten Referenten sind ausschließlich Politiker der SPD, der Grünen und der CDU. Wie es sich für Christen eigentlich nicht gehört, grenzt man brutal diejenigen Personen aus, von denen man meint, sie seien auf der falschen Seite und seien rechtsradikal, so dass man sich mit diesen gar nicht auseinandersetzen muss. Wenn man schon glaubt, einen Kirchentag missbrauchen zu müssen, um daraus einen linken Parteitag machen zu müssen, der zur Verstärkung der ohnehin sehr angeschlagenen Regierung beitragen soll, dann hätte man sich schon etwas mehr Substanz für eine einigermaßen seriösen Diskussionsgrundlage gewünscht. Hier hat man vielmehr den Eindruck, dass es nur darum geht, die eigene bereits festgefügte Meinung durch Zuhörer, die ohnehin auch der gleichen politischen Richtung angehören, wie die Initiatoren des Kirchentages zu verstärken, um damit den Eindruck gegenüber der Öffentlichkeit zu erwecken, als fände man mit seinen linken Thesen eine große Zustimmung bei der Mehrheit der Bürger. Das dies keinesfalls so ist, kann man bereits daran erkennen, dass eine politische Gruppe, die von den Kirchentagsveranstaltern bewusst ausgegrenzt wird, immerhin ca. 20% der Bevölkerung betrifft. Gemeint ist die AfD, die ja nicht im luftleeren Raum existiert, sondern von Millionen Bürgern gewählt wird.

Wenn einem das Schicksal einer immerhin einstigen Volkskirche, die zusammen mit der katholischen Kirche die Kultur, das Sozial- und Rechtswesen unseres Landes wesentlich mit geprägt hat, gleichgültig wäre, würde man die Politisierung dieser Kirche zur Kenntnis nehmen und sich nicht mehr weiter damit befassen. Aber leider sieht es so aus, als wenn die Kirchenführer dieser Kirche in einem vermeintlichen Größenwahn, der glaubt, eine Gesellschaft wie eine Schulklasse von dummen Schülern belehren zu müssen, die letzten gutwilligen Christen aus ihrer Kirche treibt, dann befällt einem nur noch Traurigkeit.

Haben diese linken Kirchenführer, die vielleicht besser eine Tätigkeit in der SPD oder bei den Grünen aufnehmen sollten, noch gar nicht bemerkt, dass ihre Mitglieder bereits eine Abstimmung mit den Füßen betreiben? Warum haben denn im letzten Jahr über 300.000 evangelische Christen ihre Kirche verlassen, obwohl in der evangelischen Kirche all das bereits erreicht wurde, was bei der katholischen Kirche durch den sogenannten synodalen Weg angestrebt wird? Vielleicht ist einer der Gründe doch die zunehmende Entwicklung der evangelischen Kirche zu einer linken Partei die Ursache für die Auflösung dieser Kirche. Die große Zahl der Kirchentagsteilnehmer sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Zahl derjenigen, die sich von ihrer Kirche abwenden weitaus größer ist. Darüber kann man nicht glücklich sein, denn der Niedergang der Kirchen – und hier ist auch die katholische Kirche in Deutschland gemeint – ist auch ein Zeichen für den allgemeinen Niedergang der Kultur des deutschen Volkes.