Der Präsident des Diakonischen Werks, Rüdiger Schuch, wird im Internet unter Katholisch.de wie folgt zitiert: „Wer die AfD aus Überzeugung wählt, kann nicht in der Diakonie arbeiten“. Und er führte an anderer Stelle weiter aus: „Diese Leute können sich im Grunde auch nicht mehr zur Kirche zählen, denn das menschenfeindliche Weltbild der AfD widerspricht dem christlichen Menschenbild“. Gleiche Feststellungen wurden auch von den katholischen Bischöfen getroffen.
Die Kirchen maßen sich an, die politische Einstellung ihrer Mitglieder und ihrer ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiter zu bestimmen. Sie machen sich zum Hilfsorgan einer links-woken Regierung und scheinen gar nicht mehr zu bemerken, dass sie dabei sind, die letzten gutwilligen Kirchenmitglieder aus ihren Kirchen zu vertreiben. Was hier von den sogenannten Kirchenführern vorgeführt wird, ist eine Demontage unserer Demokratie. Die Kirchen glauben das Recht zu haben, aktiv in die politische Meinungsbildung einzugreifen und sorgen damit dafür, dass eine offene Diskussion in Deutschland über kontroverse politische Fragen nicht mehr möglich ist. Sie zerstören damit die politische Kultur, von der sie meinen, dass diese Kultur offensichtlich nur dann akzeptiert werden kann, wenn sie Regierungsmeinung widerspiegelt. Es ist nicht Aufgabe der Kirchen, die Rolle des Bundesverfassungsgerichts zu übernehmen. Nur dieses kann verbindlich feststellten, dass eine Partei verfassungsfeindlich und menschenfeindlich agiert. Es ist auch nicht Aufgabe eines Präsidenten eines kirchlichen Wohlfahrtsverbandes, Kirchenmitgliedern zu sagen, sie haben sich nicht mehr zur Kirche zu zählen, weil sie eine politische Auffassung vertreten, die von den Kirchenmanagern nicht gewollt wird.
Was der Präsident der Diakonie derzeitig praktiziert, ist so ungeheuerlich, dass man sich ernsthaft fragen muss, ob es nicht an der Zeit ist, dass sich demokratische Bürger zusammenfinden, um gegen diese ‚Anmaßung auf die Straße zu gehen. Es stellt sich zudem aber auch die Frage, ob hier nicht der Staat – sofern seine Gerichtsbarkeit noch von der Exekutive unabhängig ist – einschreitet und darauf verweist, dass es keiner Institution in Deutschland zusteht, über Recht oder Unrecht zu entscheiden. Mit dem Berufsverbot von Mitarbeitern, die einer Partei zustimmen, deren Konzept den Kirchen aus welchen Gründen auch immer nicht gefallen, überschreiten die Kirchen ihre Funktion. Sie sollten sich erst einmal darum kümmern, dass die vielen offenen Fragen in ihren eigenen Reihen vernünftig beantwortet und geklärt werden. Gerade bei der evangelischen Kirche wurde jetzt erkennbar, dass sie die Fragen des sexuellen Missbrauchs in ihren eigenen Reihen nicht weiter verfolgt hat.
Mit dem Verhalten der Kirchen – hier sind die evangelische und katholische Kirche gleichermaßen gemeint – haben sie gezeigt, dass sie sich einreihen in den Kreis derjenigen, die glauben, den Bürgern eine bestimmte Denkweise vorschreiben zu können und bei Missachtung mit entsprechenden Sanktionen reagieren zu können. Mit einem solchen Verhalten sorgen die Kirchen selbst dafür, dass sie sich auf Dauer aus dieser Welt verabschieden müssen, weil die Bürger nicht mehr breit sind, sich als Mündel von selbsternannten Tugendwächtern bevormunden zu lassen. Mit den Kirchen verschwindet aktuell die letzte Instanz, die für viele Menschen noch eine gesellschaftliche Moral darstellte. Der Staat – der mittlerweile nur noch die Summe von Parteien ist, die glauben, allein die Macht ausüben zu können – ist schon längst nicht mehr ein Maßstab für das Handeln vieler Bürger. Es wird Zeit, dass hier bald eine Zeitenwende eintritt, denn es ist kaum zu glauben, dass 80 Millionen Bürger in diesem Lande keine Vorstellung mehr von Moral, Anstand und gesellschaftlichen Zielen haben, die eine Gesellschaft vereint und wieder wirtschaftlich und politisch zu einem gemeinsamen Handeln zusammenführt.