Seit Jahrzehnten wird uns erzählt, dass die Globalisierung nicht mehr rückgängig gemacht werden kann. Unsere Welt ist vernetzt und nationale Alleingänge gehören endgültig der Vergangenheit an. Die großen Konzerne überboten sich, ihre Produktionen in andere Länder zu verlagern, weil sie dort billigere Arbeitskräfte vorfanden und somit angeblich preiswerter produzieren konnten. Das Unternehmensprinzip richtete sich nicht mehr danach, was der eigenen Nation dient, sondern nur noch was den Aktionären ein Höchstmaß an Ertrag sicherte. Eine soziale Verantwortung kam diesen Großkonzernen immer mehr abhanden. Für die Probleme, die durch diese brutale Maximierung des eigenen Profits entstanden, sollten die jeweiligen Regierungen, in denen diese Unternehmen ansässig waren, selbst sorgen. Das bedeutete im Klartext, dass man den Gewinn für sich selbst maximal steigerte, die finanziellen Folgekosten sollten die Steuerzahler übernehmen.
Diese Unternehmensphilosophie bescherten uns die Amerikaner, die so ganz nebenbei auch ihr Rechtssystem auf alle Staaten übertrugen. Eine wesentliche Veränderung erfolgte insbesondere in den Bilanzrichtlinien. Im Gegensatz zu den bis dahin geltenden Bestimmungen des Handelsgesetzbuches, das von dem Prinzip ausging, dass nur werthaltige Bestandteile in einer Bilanz aktiviert werden können, werden bei den Amerikanern auch sogenannte Zukunftserwartungen in einer Bilanz aktiviert, also zu erwartende Werte, die noch gar nicht vorhanden sind und vielleicht eintreten werden.
Grundprinzip der Unternehmen wurde im Zusammenhang mit der zunehmenden Globalisierung nicht mehr das Wohl der Gesellschaft und der Mitarbeiter, sondern das Shareholder Value-Prinzip. Das bedeutet, alleiniger Maßstab ist der optimale Wert des Unternehmens für die Anteilseigner. Die Amerikaner versuchten ein sogenanntes „Multilaterales Abkommen“ über Investitionen als verbindliches Gesetz für alle westlichen Ländern durchzusetzen, was nur an dem Veto von Frankreich und den Niederlanden seinerzeit scheiterte. Nach dieser, aus amerikanischer Sicht, sehr cleveren Sichtweise wollten sich die amerikanischen Konzerne vorbehalten, dass sie weltweit tätig sein können und kein Staat berechtigt sei, sie an ihren Unternehmungen zu hindern. Verbrämt wurde dies mit dem Begriff der Freizügigkeit und der Antidiskriminierung der Wirtschaft. Den nationalen Staaten wäre die Aufgabe zugekommen, dafür zu sorgen, dass die Unternehmen notfalls auch durch die Polizei geschützt werden. Im Zusammenhang mit der Einführung einer europäischen Verfassung im Jahr 2005 wurde nochmals der Versuch unternommen, die Inhalte dieses multilateralen Abkommens in die Verfassung der EU zu integrieren, was die meisten Bürger überhaupt nicht wahrgenommen hatten. Die europäische Verfassung scheiterte an Frankreich und den Niederlanden, die die erforderliche Ratifizierung ablehnten. Große Teile des Verfassungstextes waren inhaltlich mit dem sogenannten multilateralen Vertragstext identisch.
Mit der Welle der sogenannten Globalisierung, die eigentlich eine Amerikanisierung der Wirtschaft hätte heißen müssen, verlagerten die großen deutschen Konzerne ihre Produktionen in andere Länder. Große deutsche Konzerne, wie zum Beispiel Mannesmann, wurden zerschlagen und als Teile an andere, in der Regel, ausländische Konzerne verkauft. Tausende Arbeitnehmer verloren ihre Arbeitsplätze.
Nicht nur Industrieunternehmen überboten sich, sich nur noch international aufzustellen, auch die deutschen Banken, allen voran die Deutsche Bank, meinten, dass sie weltweit agieren müssten, um am Markt mithalten zu können. Seriöse Prinzipien eines ehrbaren Kaufmanns hatten nur noch Lächerlichkeitswert. So meinte der damalige Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, Josef Ackermann, eine Umsatzrendite von 30 % erreichen zu müssen. Was er erreicht hat, ist, dass er die Bank an den Abgrund des Ruins getrieben hat und tausende Mitarbeiter ihre Arbeitsplätze verloren hatten. Die Deutsche Bank hat sich bis heute noch nicht von diesem merkwürdigen Geschäftsgebaren erholt, so dass jetzt ein kleiner Gewinn der Bank als ein großer Erfolg gefeiert wurde.
Was aber für die meisten Bürger unseres Landes fast unbemerkt erfolgte, war die weitestgehende Verlagerung aller Produktionen in das Ausland, überwiegend nach China und in osteuropäische Staaten. Den Bürgern wurde erzählt, dass doch alles für sie zu ihrem Wohle sei. Allerdings ist man mittlerweile nicht mehr in der Lage, selbst Medikamente in Deutschland herzustellen, die einfachsten Gebrauchsgegenstände selbst zu produzieren und vor allen Dingen keine Erfahrung mehr hat, bestimmte Produktionsstätten selbst betreiben zu können.
Im Gegensatz zu der Energie, die eben oft nicht im eigenen Lande vorhanden ist, wie Gas und bestimmte seltene Erden, kann man über seine eigenen Produktionsmöglichkeiten selbst entscheiden, wenn man dies will.
An dieser Stelle soll gar nicht besonders erwähnt werden, dass es schon eigenartig anmutet, wenn Politiker im eigenen Land alle Energiequellen abschalten, weil sie meinen, dies sei aus Umweltgründen notwendig, gleichzeitig aber diese Energien aus anderen Ländern beziehen, mit denen man aber politisch gar nicht übereinstimmt. Noch interessanter wird es, wenn man dann auch noch seine Lieferanten so vernichtet, wie man dies zurzeit mit Russland versucht und dann merkt, dass man doch eigentlich auf diese Lieferanten angewiesen ist.
Nachdem man immer auf seine eigene Ethik verweist, so dass man doch nicht mit Vertragspartnern zusammenarbeiteten kann, die diese ethischen Anforderungen nicht erfüllen, stellt man plötzlich und unerwartet fest, dass auch die Länder, in die man seine eigenen Produktionen verlagert hat, nicht den eigenen hohen ethischen Anforderungen genügen. Besonders soll hier auf China verwiesen werden.
Spätestens jetzt stellen einige Politiker fest, so sie überhaupt noch in der Lage sein sollten, klar denken zu können, dass die Globalisierung der Arbeitskraft wohl doch nicht so optimal gewesen ist. Und noch schlimmer wird es, wenn man bemerkt, dass China gar nicht daran denkt, sich vorschreiben zu lassen, mit wem es wirtschaftlich nicht mehr zusammenarbeiten soll und genau mit denen zusammenarbeitet, die eigentlich wirtschaftlich von dem westlichen Wertesystem vernichtet werden sollen.
Bleibt am Ende nur die Feststellung, dass Globalisierung dort ihre Grenze haben sollte, wo man die Interessen des eigenen Landes nicht mehr im Blick hat und wenn man durch eine weltweite Verlagerung der Produktion moralisch und ethisch so unglaubwürdig wird, dass man den eigenen Bürgern nicht mehr plausibel erklären kann, warum sie arbeitslos werden, nur um anderen Ländern deren Wirtschaft zu sichern.