Der parteilose Bürgermeister der besonders von der Pandemie betroffenen Stadt Augustusburg, Dirk Neubauer, sieht in der aktuellen Corona-Welle ein „epochales Kollektivversagen“. Im Fernsehsender phoenix kritisierte er vor allem die Entscheidungen der Bundesregierung: „Von der Politik, muss ich ganz ehrlich sagen, ist das der schlimmste anzunehmende Unfall, der jetzt passiert gerade. Wir haben ja wirklich zu jedem Zeitpunkt alles falsch gemacht.“ Die Schließung der Impfzentren sowie die Abschaffung der kostenlosen Schnelltests Ende September seien in den ländlichen Regionen besonders durchgeschlagen. Obwohl es abzusehen gewesen sei, dass sich die pandemische Lage im Herbst zuspitze, seien die Prioritäten anders gesetzt worden. „Ich teile die Meinung nicht, dass Politik nicht hätte wissen können, was da passiert. Ich glaube tatsächlich, und soweit würde ich hier auch gehen, hier hat man versucht, eine Bundestagswahl zu retten“, sagte Neubauer.
Der Kommunalpolitik falle es grundsätzlich schwer, sich in den Ländern und beim Bund Gehör zu verschaffen. „Es gibt keine Kommunikation mehr bottom-up, es geht nur noch von oben nach unten. Es wird irgendwas beschlossen, und das wird durchdekliniert, und ich finde, das muss aufhören.“ Bereits im April habe er versucht, sich für längerfristige Maßnahmen zum Schutz vor der Pandemie einzusetzen: „Ich bin ausgelacht worden und das Ende vom Lied ist das jetzt. Und das kann man auch nicht dem Bürger alleine zuweisen, hier ist auch wirklich Politik in der Verantwortung.“
Die Stadt Augustusburg liegt im Landkreis Mittelsachsen und weist derzeit eine Inzidenz von mehr als 1.000 Infektionen pro 100.000 Einwohner auf. Mit Inzidenzen von bis zu 1.688 ist Sachsen derzeit Hochrisikogebiet innerhalb Deutschlands.