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CSAM-Tätern sind keine virtuellen Schranken gesetzt

Am 11.04.23 war der sogenannte „Globaler Tag zur Bekämpfung von Missbrauch von Kindern & Jugendlichen“.

Im Zusammenhang mit dem EU-Vorschlag zur Prävention und Bekämpfung von Missbrauch von Kindern im Internet werden immer wieder Befürchtungen laut, die davon ausgehen, dass der Persönlichkeitsschutz breiter Bevölkerungskreise aufgehoben werden könnte. Diese Sorge ist nicht unbegründet, sie muss jedoch abgewogen werden, im Hinblick auf den Schutz von Kindern. Eine Studie von Suojellaan-Lapsia-Protect Children ist sehr aufschlussreich. Sie kommt u.a. zu der Feststellung, dass im deutschsprachigen Internet Nutzer von sexueller Gewalt gegenüber Kindern besonders häufig mit den Minderjährigen direkt Kontakt aufnehmen. Wir halten die Studie für so wichtig, dass wir diese auf unserer Seite nachfolgend einstellen.

 

Deutschland ist innerhalb der EU nicht nur eine Drehscheibe für die Verbreitung von Online-Content mit sexuellem Missbrauch von Kindern. Eine überdurchschnittlich hohe Zahl von deutschsprachigen Konsumenten von pädokriminellen Fotos und Videos sucht auch die direkte Kontaktaufnahme mit Kindern über das Internet. Zu diesem Ergebnis kommt eine in diesem Monat abgeschlossene Studie von Suojellaan Lapsia Protect Children, einer in Helsinki ansässigen NGO, die sich zum Ziel gesetzt hat, jede Form von sexueller Gewalt gegenüber Kindern zu unterbinden.

Die Arbeit von Suojellaan Lapsia Protect Children gründet sich stark auf empirischen Studien. So wurden im Rahmen des Projekts ReDirection Informationen über anonyme und potenzielle Personen gesammelt und ausgewertet, die im Internet auf der Suche nach Child Sexual Abuse Material, kurz CSAM, sind. Beginnend im Dezember 2020 hat Protect Children im Dark Web recherchiert und dabei mehr als 22,500 Personen ausfindig gemacht, die anonym auf Fragen nach ihren Beweggründen und Präferenzen zum Konsum von CSAM-Content im Darknet antworteten. Die Befragten stammten aus 21 Sprachgruppen. Mit 1079 Personen waren die Deutschsprachigen die sprachlich viertgrößte Gruppe nach den Befragten in englischer, spanischer und russischer Sprache.

Eine der wichtigsten und zugleich alarmierendsten Erkenntnisse aus der Befragung von deutschsprachigen CSAM-Nutzern ist die hohe Zahl der Personen, die direkten Kontakt mit Kindern suchten: 49% der Personen nahmen zumindest zeitweise direkten Kontakt mit einem Kind über das Internet auf. Das sind 11% mehr ist als bei den Befragten aus den anderen Sprachgruppen. 70% der Personen, die in der Studie Auskunft über ihre Motive gaben, waren unter 18 Jahre alt, als sie zum ersten Mal auf der Suche nach CSAM-Content im Web unterwegs waren, 41% waren sogar weniger als 13 Jahre alt. Altersmäßig herrscht damit eine weitgehende Übereinstimmung mit den Tätern aus anderen Sprachgruppen (65% bzw. 37%). Knapp die Hälfte der Befragten kam mit CSAM-Content erstmals durch Zufall online in Kontakt, weitere 19% bei der Suche nach anderen Hardcore-Inhalten und 15% durch die aktive Suche nach pädokriminellem Content.

Unter den Bildern, Videos und Livestreams war die sexuelle Gewalt an Mädchen im Alter von 4 bis 13 Jahren der am häufigsten aufgesuchte Content, gefolgt von 24% mit Jungen in derselben Altersgruppe und 23% Content mit sadistischem Inhalt und zu 9% Content mit sexueller Gewalt an Kleinkindern und Säuglingen unter vier Jahren. Überdurchschnittlich häufig angesehen werden unter den Befragten in deutscher Sprache auch die Livestreams mit sexueller Gewalt an Kindern durch erwachsene Täter oder zwischen Kindern untereinander. 54% der deutschsprachigen Täter befinden sich zudem im temporären oder regelmäßigen Kontakt mit anderen Tätern, um illegalen Online-Content auszutauschen. Einige der Befragten betonten auch den leichten Zugang zu CSAM über Internet-Suchmaschinen und über die persönliche Kommunikation auf verschlüsselten Applikationen einschließlich WhatsApp.

Die Ergebnisse aus dieser Studie bestätigen die Verantwortlichen von Suojellaan Lapsia Protect Children in ihrer Einschätzung, dass der sexuelle Missbrauch von Kindern im Internet wirkungsvoll unterbunden werden kann, wenn CSAM mit Hilfe von strikteren internationalen Gesetze aktiv aus dem Internet entfernt werden kann. „Die technologischen Weiterentwicklungen im Internet haben das Verhalten der Täter verändert. Das aktuelle gesetzliche Rahmenwerk ist vor diesem Hintergrund nicht mehr in der Lage, die Kinder vor sexuellem Missbrauch im Internet zu schützen“, meint Anna Katariina Ovaska, Rechtsexpertin von Protect Children. Ihr ernüchterndes Resümee: „Die Europäische Union hat sich zum Epizentrum für das Verbreiten von Content mit sexueller Gewalt gegen Kinder im Internet entwickelt. Dort findet das volumenmäßig größte Online-Hosting von CSAM statt.“ Für Nina Vaaranen-Valkonen, die Geschäftsführerin von Protect Children, ist es höchste Zeit zu handeln: „Sexuelle Gewalt gegen Kinder im Internet ist ein Problem, das mittlerweile epische Ausmaße angenommen hat. Wir müssen jetzt mit harten gesetzlichen Änderungen dagegen vorgehen, um die Sicherheit unserer Kinder zu gewährleisten.“

Zur selben Einschätzung gelangt die Internet Watch Foundation. Die im britischen Cambridge ansässige Organisation hat vor allem in Deutschland eine dramatische Zunahme beim Hosting von CSAM in Deutschland ausgemacht. Zwischen 2020 und 2022, also während der Coronapandemie und den damit einhergehenden persönlichen Kontaktbeschränkungen, stiegen hier die ausgetauschten Datenmengen mit CSAM um das Zehnfache. Wie Suojellaan Lapsia Protect Children sieht auch die Internet Watch Foundation in international rechtlich verbindlichen strengeren Altersverifikationen und technologischen Schutzmechanismen im Internet zwei notwendige Vehikel, um das Verbreiten von CSAM wie auch sexuellen Kindesmissbrauch über Cyber Grooming zu verhindern.

 

 

 

Von Bornemann

Dipl.- Sozialarbeiter
Mitglied im Verband Deutscher Pressejournalisten
Studium Sozialarbeit
AKAD Management-Fernstudium
Ergänzungsstudium Wirtschaftsphilosphie

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