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Der Aufklärungserfolg der Russen sollte aktuell in eine Chance für die deutsche Politik umgemünzt werden

Aktuell nimmt die Diskussion über den Taurus immer groteskere Formen an. Den Russen gelang es, eine Telefonkonferenz hoher Bundeswehroffiziere, u. a. war der Generalinspekteur der Luftwaffe an dieser Konferenz federführend beteiligt, mitzuschneiden, so daß der Wortlaut dieses Gesprächs einem breiteren Kreis von Interessierten zugänglich geworden ist. Auch wir hatten die Möglichkeit, den gesamten Gesprächsverlauf zu hören und konnten es kaum glauben, dass so etwas überhaupt geschehen konnte. Aufgrund des sehr wichtigen und als Verschlußsache einzuordnenden Gesprächs, bei dem letztlich über Krieg und Frieden zwischen Deutschland und Rußland gesprochen wurde, ist es unverständlich, dass ein solches Gespräch im Rahmen einer Telefonkonferenz erfolgte und zudem offensichtlich nicht über ein spezifisches abgesichertes Kommunikationssystem der Bundeswehr abgewickelt wurde. Insofern stellen sich – unbeschadet des eigentlichen brisanten Themas, das Gegenstand der Verhandlung zwischen den vier Offizieren gewesen ist – einige Fragen, die zu klären sind.  Es geht darum, wie mit der Sicherheit innerhalb der Bundeswehr umgegangen wird. Dazu ist zwingend eine intensive Sachaufklärung erforderlich, weil durch dieses leichtfertige Verhalten mit Sicherheitsfragen eine erhebliche Gefährdung für unser Land entsteht.

Wenn jetzt den Russen der Vorwurf gemacht wird, sie würden ein solches Gespräch propagandistisch ausschlachten, um Unsicherheit in die deutsche Bevölkerung zu bringen, dann kann man darauf nur erwidern, ja, warum sollte Rußland dies nicht tun? Natürlich ist es den Russen gelungen, die Bundeswehr lächerlich zu machen, weil sie in der Öffentlichkeit darauf hinweisen konnten, wie man in Deutschland mit sicherheitsrelevanten Themen umgeht. Und natürlich gehört es zu einer Kriegsführung und wer sich das gesamte Gespräch der Offiziere angehört hat, muß davon ausgehen, daß hier keine Friedensinitiative besprochen wurde, den Feind zu verunsichern und zu destabilisieren. Das ist das Prinzip aller Staaten, die Kriege führen. Die USA haben hier auch eine große Vorreiterrolle gespielt.

Noch schlimmer sind jetzt die Reaktionen einiger Politiker, sowohl innerhalb der Regierungsparteien, wobei sich hier besonders die „Friedenspartei“ Bündnis 90/Die Grünen erschreckend hervorhebt, aber auch die von bereits bekannten Kriegsbefürwortern innerhalb der CDU und nicht zuletzt die begnadete Waffenexpertin der FDP, Agnes-Maria Strack-Zimmermann, die jetzt der Öffentlichkeit in Deutschland erzählen, dass Olaf Scholz die Bevölkerung belogen habe. Die Offiziere hätten bei ihrem Gespräch den Bundeskanzler Lügen gestraft, weil sie zu dem Ergebnis gekommen seien, dass die Taurus-Zerstörungsrakete auch ohne Unterstützung deutscher Soldaten von den Ukrainern eingesetzt werden könnte. Der Schreiber dieser Zeilen geht davon aus, dass diese kriegsbesessen Politiker inzwischen auch den gesamten Wortlaut der Telefonkonferenz kennen. Aus der eigenen Kenntnis des gesamten Gesprächsverlaufs kann man sich nur noch wundern, welche falschen Behauptungen jetzt in die Welt gesetzt werden. Fakt ist, dass die Offiziere sehr intensiv alle Möglichkeiten erörtert haben, unter welchen Umständen und mit welchen Erfordernissen ein sinnvoller Einsatz von Taurus möglich ist. Es wurde dabei auch mehr als eindeutig festgestellt, dass bei den bisherigen Langstreckenwaffen Angehörige von Streitkräften anderer westlicher Staaten in der Ukraine tätig geworden sind. Im Hinblick auf unsere Verantwortung gegenüber unserem Staat verzichten wir bewußt den gesamten Inhalt des Telefongesprächs an dieser Stelle wiederzugeben. Es soll nur so viel gesagt werden, dass mehr als deutlich von den Offizieren zum Ausdruck gebracht wurde, dass eine längere Ausbildungszeit ukrainischer Solden notwendig sei – man sprach von mindestens sechs Monaten – so daß ein kurzfristiger alleiniger Einsatz des Taurus durch die ukrainische Armee nicht erfolgreich wäre. Es wurde auch sehr detailliert darüber gesprochen, welche präzisen Maßnahmen erforderlich seien, um die Brücke auf der Krim nachhaltig zu treffen. Nicht zuletzt wurden auch Methoden besprochen, wie man die die notwendigen Koordinaten für die Taurus-Einsätze in die Ukraine übermitteln kann.

Insofern muß man dem Bundeskanzler Olaf Scholz, dessen politische Linie von uns nicht befürwortet wird, bezüglich des Nichteinsatzes der Taurus-Rakete dankbar sein, weil damit die Gefahr eines dritten Weltkrieges keinesfalls nur noch eine akademische Frage wäre. Leuten wie den CDU-Politikern Kiesewetter und anderen kann man nur noch mit Unverständnis entgegentreten und darauf hoffen, dass diese Politiker niemals an die Schalthebeln der Regierungsmacht kommen.

Natürlich stellt sich die Frage, warum Rußland jetzt nach dem großen Erfolg des Abhörens eines solchen Gesprächs noch freundlich Deutschland gegenüber auftritt. Es hätte nach Kenntnis der Pläne, die in der Bundeswehr diskutiert werden und auf eine Zerstörung der Brücke auf der Krim hinauslaufen, mit anderen politischen, aber auch militärischen Vorstellungen reagieren können. Es sieht so aus, dass Rußland kein Interesse an einer weiteren Eskalation der kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine hat und mit der Veröffentlichung des geheimen Gesprächs der deutschen Offiziere, deren strategischen Pläne wertlos machen ließ. Anstatt weiter an der Kriegsschraube zu drehen, sollte die deutsche Regierung jetzt alles versuchen, um endlich zu diplomatischen Schritten zu kommen und das Blutvergießen in der Ukraine aber auch in Rußland zu beenden.

Das Aufdecken und Veröffentlichen der deutschen Pläne gegen Rußland können für Deutschland auch eine Chance sein. Eine Chance zu erkennen, dass Deutschland bei einem wirklichen Krieg gegen Rußland nur noch in den Abgrund rutschen könnte. Das wollen die deutschen Bürger mit Sicherheit nicht. Deshalb kann man Olaf Scholz in diesem Zusammenhang nur zurufen, dass er seine Entscheidung bezüglich der Taurus-Lieferung an die Ukraine nicht ändert.


Von Bornemann

Dipl.- Sozialarbeiter
Mitglied im Verband Deutscher Pressejournalisten
Studium Sozialarbeit
AKAD Management-Fernstudium
Ergänzungsstudium Wirtschaftsphilosphie

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