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Die USA sind auf dem besten Wege, mit ihren Sanktionen sich selbst zu schaden

Wenn es nicht so ernst wäre, dass Russland angekündigt hat, die Gaslieferungen einzustellen, wenn die Zahlung nicht in Rubel erfolgt, könnte dies auf den ersten Blick wie ein Spiel ungezogener Kinder im Buddelkasten aussehen. Man sollte sich einmal den gesamten Vorgang möglichst ohne Schaum vor dem Mund und möglichst mit einem objektiven Blickwinkel ansehen.

Da bestehen Verträge, wonach etwas geleistet wird und dafür ein entsprechender Preis vereinbart wurde. Konkret handelt es sich um die Lieferung Gas gegen Euro oder Dollar. Einer der Vertragspartner kommt sich clever vor und meint, den anderen sanktionieren zu können, weil dieser etwas tut, was er nicht tun soll. Damit ist das Geld, das er dem anderen bezahlt, für diesen wertlos, weil sein Vertragspartner die Bank geschlossen hat, den Zugang zu den Konten auf das Gelder überwiesen werden, ebenfalls gesperrt hat und nun trotzdem verlangt, dass er eine Ware, sprich das Gas, erhält. Er werde dies auch bezahlen, wohlwissend, dass der überwiesene Betrag dem Leistungserbringer, sprich Russland, nichts nutzt, weil er ja – wie bereits dargestellt – über diese Gelder gar nicht verfügen kann. Jetzt schreit der clevere Partner, sprich der Westen, laut, dass hier ein Vertragsbruch vorliegt.

Nun ist an dieser Feststellung eines mit Sicherheit richtig: Es liegt ein Vertragsbruch vor. Was würde wohl ihr Vermieter sagen, wenn sie diesem seine vereinbarte Miete für die Nutzung der vermieteten Wohnung überweisen, aber die Überweisung erfolgt auf ein Sperrkonto mit dem Hinweis, dass vorerst oder vielleicht gar nicht über dieses Sperrkonto verfügt werden kann? Man darf mit Sicherheit annehmen, dass der Vermieter das Mietverhältnis fristlos kündigt und die Räumung der Wohnung veranlassen wird.

Es grenzt schon an eine Frechheit, mit Russland Geschäfte machen zu wollen, aber gleichzeitig dafür zu sorgen, dass die Zahlungsgrundlage nicht mehr existiert. Dann von einem Vertragsbruch Russlands zu reden, zeigt, welches Rechtsverständnis die USA mit ihren „Partnern“ haben: Recht ist das, was man selbst für Recht hält.
Wie hoch die ethischen Werte des Westens sind, kann man daran sehen, dass man zwar einerseits Russland als den Verbrecher ansieht, der Kriege inszeniert, aber wenn man selbst glaubt, man brauche Russland, dann macht man auch Geschäfte mit diesem Land. Aber dies sind eben die Methoden, die auch von der „ehrenwerten Gesellschaft“ praktiziert werden. Ich bestimme, wie der Vertrag aussieht und Du hast so zu handeln, wie ich es will. Dabei wird ein Punkt übersehen, nämlich das Russland nach wie vor eine Weltmacht ist, die man zwar empfindlich ärgern aber mit Sicherheit nicht vernichten kann.
In diesem Zusammenhang ist es auch kein Zufall, dass die Kartellermittler der Europäischen Union nach übereinstimmenden Angaben aus EU-Kreisen die deutschen Büros des russischen Energieriesen Gazprom durchsacht haben. Dabei geht es um eine unangekündigte Überprüfung, ob gegen die Wettbewerbsregeln verstoßen wird, um die Preise in die Höhe zu treiben. Grundsätzlich wären solche Prüfungen zu begrüßen, wenn man nicht den Eindruck hätte, dass hier nicht die objektive Prüfung im Vordergrund steht, sondern hier nur ein Krieg mit anderen Mitteln gegen Russland bzw. seinen Firmen erfolgt. Es wäre sehr begrüßenswert, wenn die gleiche Behörde einmal prüfen würde, warum seit Jahren die Tankstellenpreise überall zufällig immer gleich hoch sind und wer hier welche Absprachen ständig trifft.

Die Praktiken der westlichen „Wertegemeinschaft“, die offensichtlich das Ziel haben, Russland auch wirtschaftlich zu vernichten, scheinen nicht sehr erfolgreich zu sein. Eines erreichen sie auf jeden Fall, sie zerstören langfristig jede Möglichkeit einer vernünftigen Zusammenarbeit und schaffen ein Klima des Misstrauens und des gegenseitigen Hasses. Das sind keine guten Voraussetzungen für die Sicherung des Friedens.
Aber auch eine weitere Entwicklung wird durch den Westen dramatisch gefördert. Russland ist gezwungen, sich andere Partner in der Welt zu suchen und Bündnisse mit anderen Staaten einzugehen. Damit erfolgt eine immer größere Entfremdung zwischen Europa und Russland.
Kaum bemerkt – weil darüber auch so gut wie nicht berichtet wird – sind die konkreten Absprachen zwischen Russland und Indien, um zu einer bilateralen Währung zu gelangen. Ein ähnliches Verfahren wurde bereits zur Umgehung der Sanktionen der USA im Zusammenhang mit dem Iran praktiziert. Der weitere Wirtschaftskrieg der USA, dem sich die westlichen Staaten anschließen mussten, führt immer mehr dazu, dass sich Russland und China zusammen mit Indien um ein eigenes Währungssystem bemühen, das nicht mehr vom Dollar und vom Euro abhängig ist. Dadurch würde die USA einer ihrer wichtigsten Unterdrückungsmechanismen gegen andere Staaten verlieren, weil wirtschaftliche Blockaden der USA weltweit ins Leere laufen würden. Damit verbunden wäre langfristig auch eine Abwertung des Dollars, weil er seine Währungsleitfunktion verlieren wird.

So haben die Sanktionen der USA auch etwas Gutes. Die Staaten, die sich von den USA politisch trennen können, werden zukünftig nicht mehr von dem amerikanisch dominierten Finanzsystem abhängig sein, so dass der Einfluss Amerikas weltweit immer mehr reduziert wird. Vielleicht ergreifen die USA diese Chance, ihre eigene Gesellschaft wieder in Ordnung zu bringen, wenn sie keine Gelegenheit mehr haben, Weltpolizei spielen zu müssen.