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Die Größe der Nato kann auch zu ihrem eigenen Problem werden

Die ungezügelte Erweiterung der Nato in Richtung Osten wird von den USA weiter mit allen Mitteln vorangetrieben. Natürlich wollen die Finnen und die Schweden die Mitgliedschaft in der Nato, wie kann man dann dem Wunsch von Völkern nicht nachkommen? So wird es der Öffentlichkeit vermittelt. Es bestehen jedoch erhebliche Zweifel, dass die Aufgabe der Neutralität von Finnland und Schweden wirklich der Wille des Volkes ist oder ob hier wieder einmal durch eine geschickte politische Propaganda und dem Aufbau eines Angstscenarios beiden Völkern „bewusst“ gemacht wurde, dass es doch sicherer sei, wenn sie sich dem sogenannten Verteidigungsbündnis der Nato und damit einer unmittelbaren Unterordnung unter amerikanischen Machansprüchen in eine angebliche Sicherheit begeben. Denn eines ist klar, die Politik der Nato bestimmen nicht die Mitglieder der Nato, sondern das Pentagon in den USA.

Natürlich wird jetzt laut geschrien, dass wieder einmal die Russen an allem Schuld seien. Warum sollten sie auch Sorge haben, wenn ein Militärbündnis des Westens, das angeblich doch nur friedliche Intentionen hat, sich immer weiter in Richtung Russland ausbreitet und jetzt auch sich direkt bis an die russische Grenze selbst erweitert.
Die Konsequenzen sollten allerdings auch jedem klar sein, nämlich dass kein Staat der Welt ruhig zusehen würde, wenn es von einem aggressiven militärischen Gegner immer mehr umzingelt wird und verlässliche Absprachen nicht mehr möglich sind, weil der andere sogenannte Partner diese nur noch mit Füssen tritt. Die sogenannten Sanktionen der USA, die alle anderen Länder zwingt, sich ebenfalls daran zu halten, sind nichts anderes als das Ende eines gemeinsamen Miteinanders der Völker. Nachdem nur noch das Recht des sogenannten Stärkeren zählt, der das Eigentum anderer Staaten einfach entwendet – das sogenannten „Einfrieren“ von Konten und die Beschlagnahmung von unbeweglichen Wirtschaftsgütern ist nichts anderes als Diebstahl ohne Rechtsgrundlage – kann es kein gegenseitiges Vertrauen mehr zwischen den Staaten geben. Dieses nicht mehr vorhandene Vertrauen bezieht sich auch auf das mögliche militärische Handeln der USA. Wer sagt denn, dass die USA nicht dann, wenn sie glauben es machen zu können, nicht einfach mit militärischen Mitteln andere Staaten überfallen? Dass dies keine Theorie ist, sondern bereits vielfach praktiziert, zeigen die Angriffe der USA auf die sogenannten „Schurkenstaaten“, von denen nur der Irak und der Iran genannt werden sollen.

Insofern sollten die Bürger von Finnland und Schweden die Ankündigung Russlands ernst nehmen, dass im Falle der Beendigung der Neutralität beider Staaten, sich auch die militärische Front direkt an die Grenzen beider Staaten verlagern wird und die Atomraketen unmittelbar an den dann nicht mehr entmilitarisierten Grenzen aufgebaut werden könnten. Man muss kein militärischer Fachmann sein, um abzuschätzen, dass dies keinesfalls der große Sicherheitsgewinn sein wird, den sich die Bürger von Schweden und Finnland erhoffen. Aber vielleicht haben sich die Bürger auch nur von der Propaganda der sogenannten westlichen Wertegemeinschaft so einlullen lassen, dass sie erst dann wieder wach werden, wenn sie die Raketen der Russen unmittelbar vor ihrer Haustür sehen werden.
Wie bereits beim Krieg um die Ukraine vernimmt man auch hier keinen Versuch, auf diplomatischen Wegen zu einer Regelung zu gelangen, die die bisher bewährte Neutralität der Staaten fortbestehen läßt und gleichzeitig sicherstellt, dass die Angst vor einem möglichen Einmarsch der Russen genommen werden könnte. Aber es ist natürlich im Interesse der USA, jeden sich vermeintlich bietenden Grund aufzugreifen, um durch die Aufnahme weiterer Staaten die Nato noch mächtiger zu machen.

Eines scheint man jedoch bei allen Macht-Konzentrationen, an denen man sich in einer angeblichen Stärke regelrecht berauschen kann, zu vergessen. Größe von Organisationen kommen irgendwann einmal an ihre kritische Größe, die dazu führt, dass ein vermeintlich starkes Gebilde plötzlich – und meistens zur Unzeit – regelrecht auseinanderfliegt. Der ungezügelte Ausbau von Organisationen führt auch dazu, dass die Entscheidungswege und die unterschiedlichen Interessenlagen der Beteiligten immer unüberschaubarer werden, so dass die Größe zu einer Schwäche werden kann. Entsprechende Tendenzen können bereits bei der EU beobachtet werden, die mit zunehmender Mitgliederzahl immer schwerfälliger und handlungsunfähiger wird.

Aber auch die Geschichte zeigt, dass große Weltmächte – erinnert sei an das Heilige Römische Reich Deutschen Nationen – eines Tages so unregierbar geworden sind, dass sie in den Mülleimer der Geschichte gewandert sind. Wenn man zynisch argumentieren würde, dann könnte man die Nato ermutigen, immer weitere Mitglieder aufzunehmen, weil sich das Problem Nato damit eines Tages von selbst erledigen wird.

Von Bornemann

Dipl.- Sozialarbeiter
Mitglied im Verband Deutscher Pressejournalisten
Studium Sozialarbeit
AKAD Management-Fernstudium
Ergänzungsstudium Wirtschaftsphilosphie

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